Die Wahrheit: Irische Drogendrohnen

Auf der grünen Insel sind die Grenzen zwischen Polizei und Unterwelt mitunter fließend. Ist die irische Garda gar eine kriminelle Vereinigung?

Jeder hat eine zweite Chance verdient – auch Gangster. Im Jahr 2009 hat die Garda Síochána – die Wächter des Friedens, wie die irische Polizei heißt – einer kriminellen Bande ein Schnellfeuergewehr weggenommen. Vorübergehend. Irgendwie ist die Waffe wieder in die Hände von Gangstern gelangt, wie die Friedenswächter überrascht feststellten, als sie dasselbe Gewehr kürzlich bei einer Razzia erneut beschlagnahmten.

Aus den Unterlagen geht hervor, dass sich die Waffe seit 15 Jahren vermeintlich im Besitz der Polizei befand. Nun ist die Aufregung groß. Wie konnte die tödliche Waffe abhandenkommen? Man hat eine Untersuchung eingeleitet, um festzustellen, ob ein Polizist die Waffe entwendet und verkauft hat. Offenbar kann man sich in den Polizeidepots, die über die Insel verteilt sind, recht einfach bedienen. Erst neulich berichtete die taz an dieser Stelle über ein Fahrrad, das aus einem solchen Depot verschwunden war.

Ist die Polizei eine kriminelle Bande? Im November 2022 wurde ein Polizist festgenommen, weil er geheime Daten an die Unterwelt weitergegeben hatte. Im März vorigen Jahres wurde eine Untersuchung eingeleitet, weil Mitglieder einer kriminellen Gang im Zuge eines Bandenmordes von Polizeibeamten mit Informationen versorgt worden waren. Einige Wochen zuvor hatte man zwei Kriminalbeamte wegen ihrer Verbindungen zu ebendieser Bande festgenommen. Im Jahr 2018 musste Garda Jimell Henry wegen „Weitergabe vertraulicher und sensibler Informationen an Mitglieder einer kriminellen Organisation“ für 18 Monate ins Gefängnis.

Etwas fragwürdig war auch der Kauf von Drohnen, für die eine Polizeieinheit 250.000 Euro Steuergelder ausgegeben hat, obwohl deren Einsatz bis heute noch gar nicht erlaubt ist. Die Drohnen, so argumentierten die Polizisten, könnten bei der Überwachung, bei der Suche nach vermissten Personen und bei Unruhen eingesetzt werden, um Straftäter zu identifizieren. Aber zurzeit werden sie für etwas ganz anderes genutzt: zur Lieferung von Drogen in die Gefängnisse. Ob es die Polizei­drohnen sind, ist allerdings nicht bekannt.

Statt der Drohnen hätte die Polizei lieber neue Funkgeräte kaufen sollen. Ein Mann starb neulich, als er beim Überqueren einer Schnellstraße von einem Lieferwagen erfasst wurde, obwohl die Polizei eine Dreiviertelstunde zuvor informiert worden war, dass sich ein Fußgänger auf der autobahnähnlichen Straße herumtrieb.

Es gelang der Leitstelle jedoch nicht, den zuständigen Einsatzwagen zu alarmieren, weil sich „das Funkgerät im Streifenwagen irgendwann ausgeschaltet hatte“, wie der Streifenpolizist erklärte. Er sagte, es sei unmöglich, dass er es versehentlich ausgeschaltet habe, da der Ausschaltknopf drei Sekunden lang gedrückt werden müsse. Vermutlich war er abgelenkt, weil er mit Drohnen gespielt hat.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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