PKK bestreitet Beteiligung: Neun Tote bei Anschlag in der Türkei

Medien und Politiker machen die kurdische PKK für den Anschlag verantwortlich – diese streitet ab. Die Regierung fürchtet, der syrische Geheimdienst habe etwas damit zu tun.

Bei dem Autobombenanschlag in der Nähe der syrischen Grenze kamen neun Menschen ums Leben. Bild: dapd

ISTANBUL taz | Am Montagabend um 19.30 Uhr ist die Türkei von einem schweren Bombenanschlag überrascht worden. In Gaziantep, einer Großstadt unweit der syrischen Grenze, wurden durch eine ferngezündete Autobombe neun Menschen getötet und über sechzig zum Teil schwer verletzt. Die Bombe wurde in der Nähe einer größeren Polizeistation gezündet, traf aber ausschließlich Zivilisten, die an einer Bushaltestelle in der direkten Umgebung standen. Unter den Toten sind vier Kinder.

Der Anschlag heizt das sowieso schon gespannte Klima zwischen der türkischen Mehrheitsgesellschaft und der kurdischen Minderheit weiter an, weil alle großen Medien sofort auf die kurdische PKK-Guerilla als Urheberin zeigten. Selbst kritische Blätter wie Taraf titelten gestern: "Bombe der PKK", und auch die meisten Politiker, die sich bislang äußerten, machten die PKK für die Tat verantwortlich. Allerdings bestritt die PKK über ihre Nachrichtenagentur ANF, mit dem Anschlag etwas zu tun zu haben. "Wir greifen keine Zivilisten an", ließ die PKK erklären.

Trotzdem machte auch der stellvertretende Ministerpräsident und frühere Innenminister Beshir Atalay die PKK verantwortlich, weil nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen das Attentat wohl die Polizeistation zum Ziel gehabt hatte.

Nach Angaben von Atalay war das mit Sprengstoff beladene Auto auf einem Abschleppwagen nach Gaziantep gebracht worden und sollte unmittelbar vor der Polizeistation abgeladen werden. Weil aber die Wache vor dem Gebäude das verhindert habe, sei die Sprengfalle dann 20 bis 30 Meter weiter abgestellt worden und per Fernzündung zur Explosion gebracht worden. Die Polizei verhaftete den Fahrer des Abschleppwagens. Atalay sagte, man stehe kurz vor der Aufklärung des Verbrechens.

Der Abgeordnete der Regierungspartei AKP, Schamil Tayya, der aus Gaziantep stammt, sagte jedoch im Fernsehn, es gebe nachrichtendienstliche Hinweise darauf, dass neben der PKK auch der syrische Geheimdienst an dem Attentat beteiligt gewesen sei. Das Ziel sei offenbar, in Gaziantep Unfrieden zwischen Türken und Kurden zu stiften. Gaziantep ist eine relativ reiche Stadt im Süden der Türkei mit einer großen kurdischen Minderheit, die als gut integriert gilt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.