HIV-positive Frauen sterilisiert: Gegen ihren Willen

Unter der Drohung sonst keine Medikamente zu erhalten, sollen in Kenia Dutzende HIV-positiver Frauen unfruchtbar gemacht worden sein.

Kenia mag keine Kinder von HIV-positiven Frauen. Bild: dapd

NAIROBI taz | Nach einem Bericht über Zwangssterilisationen HIV-positiver Frauen in Kenia will die kenianische Regierung nun Ermittlungen einleiten. Wie die kenianische Tageszeitung Daily Nation am Montag berichtete, soll zunächst die kenianische Kammer der Ärzte und Zahnärzte den Vorwürfen nachgehen.

Anschließend werde die Regierung die „angemessenen“ Maßnahmen ergreifen, erklärte der Direktor des öffentlichen Gesundheitswesens, Shariff Shalmaz. Er bezeichnete die Vorwürfe als „schwerwiegend“.

Nach dem Bericht einer kenianischen Menschenrechtsorganisation sollen vierzig HIV-positive Frauen ohne ihr Wissen, unter Zwang oder auf Grundlage falscher Informationen sterilisiert worden sein. Manche seien zur Einwilligung mit dem Versprechen überredet worden, sie bekämen dafür die Medikamente, die für die HIV-Behandlung erforderlich sind. Anderen sei gedroht worden, ihnen würden die Mittel vorenthalten, sollten sie die Sterilisation verweigern. Die betroffenen Ärzte seien häufig für die Verwaltung der Medikamente zuständig gewesen.

Die „African Gender and Media Initiative“ (AGMl) veröffentlichte ihre Studie in der vergangenen Woche unter dem Titel "Der Wahl beraubt: Zwangssterilisation oder Nötigung zur Sterilisation Erfahrungen kenianischer Frauen mit HIV".

Nach den Statuten des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag sind Zwangssterilisationen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Mehrere kenianische Menschenrechtsorganisationen reagierten empört auf das Bekanntwerden der Anschuldigungen. Sie drohten mit einer Klage, sollte die Regierung keine Maßnahmen ergreifen.

Dem jüngsten Bericht zufolge sollen die Frauen in öffentlichen und privaten Krankenhäusern zwangssterilisiert worden sein. Betroffen seien Patientinnen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi und in fünf anderen Regionen. Das staatliche „Kenyatta National Hospital“ wies die in dem Bericht gegen die Einrichtung erhobenen Vorwürfe zurück. Der Sprecher des Krankenhauses, Simon Ithai, erklärte gegenüber der Daily Nation, keine der Frauen sei in dem Krankenhaus behandelt worden. Das Gegenteil könnten die Frauen nicht beweisen.

Die Vorsitzende der staatlichen „Kommission für Geschlechterfragen und Gleichheit“, Winfred Lichuma erklärte, sie werde dafür sorgen, dass die betroffenen Frauen ihre Krankenakten bekämen, damit sie in der Lage seien, für ihre Rechte zu kämpfen.

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