Kommentar Mitfahr-Profis bei der Bahn: Werbung fürs Bahnfahren

Rechtlich ist die Sache klar: Die Geschäftsbedingungen der Bahn verbieten Geschäfte mit Mitfahrern. Aber man kann sich gesellschaftlich Schlimmeres vorstellen.

Missbrauchen die sogenannten „Bahn-Schlepper“ und ihre „Kunden“ das Angebot der Bahn, indem sie die Mitfahrmöglichkeiten von Monatskarten ausreizen? Rechtlich ist die Sache klar: Die Geschäftsbedingungen der Bahn verbieten Geschäfte mit Mitfahrern. Aber moralisch?

Zumindest wird niemand ernsthaft geschädigt. Das Gros der Mitfahrer sind junge Leute, die sich die teuren Normalfahrpreise der Bahn gar nicht leisten könnten. Sie würden sonst mit dem Bus fahren, mit einer Mitfahrgelegenheit im Auto – oder zuhause bleiben. Die Bahn gewinnt also Kunden, die sie sonst nicht hätte. Und was ist dagegen zu sagen, dass am einst flauen Samstag die Züge auf der Strecke Hamburg – Berlin inzwischen gut ausgelastet sind?

Die Bahn erlöst dabei zwar nicht so viel Geld wie mit anderen Tickets. Aber sie verkauft ja immerhin die Monatskarten. Bei dieser Nische in ihrem Tarifdschungel muss sie einkalkuliert haben, dass Karteninhaber von ihrem Recht Gebrauch machen, Mitfahrer mitzunehmen. Eine betriebswirtschaftliche Frage, wie lange das so bleibt.

Letztlich könnte die Bahn das Ganze als Werbung betrachten, ähnlich der, die sie selbst mit ihren Discounter-Tickets macht. Mal davon abgesehen, dass Verkehr auf die Schiene verlagert wird und – wenn auch unversteuerte – Jobs entstehen: Man kann sich gesellschaftlich schädlichere Folgen illegalen Tuns vorstellen.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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