Stromversorgung im Südsudan: Frieden aus der Steckdose

Der ungelöste Ölstreit zwischen den beiden sudanesischen Teilstaaten macht im Süden das Leben schwer. Außer in der Handelsstadt Yei.

Die Strom- und Wasserversorgung muss erst noch aufgebaut werden. Bild: dpa

YEI taz | Genau um 7.01 Uhr geht in Yei der Strom an. Er läuft bis um Mitternacht. Und das jeden Tag von Neuem. Die Stromversorgung in Yei, einer Handelsstadt im Südsudan nahe der Grenzen zu Uganda und Kongo, ist ein Wunder in einem Land, wo nur ein Prozent der rund 9 Millionen Einwohner Elektrizität hat, eine verschwindend kleine Elite.

„Verlässlicher Strom war für mich der Grund, in Yei mein Geschäft zu eröffnen“, sagt Aisha, eine 26-jährige Friseuse aus Uganda.

In ihrem winzigen Salon stehen zwei Stühle, ein Waschbecken und ein Trockenhaube. An der Wand hängen bündelweise Haarimitate, an einen Nagel neben dem Stromzähler baumelt ein Frisierstab.

Eine halbe Million Menschen leben in Yei. Vor sieben Jahren waren es nur 150.000. Der Zuwachs ist Folge des Friedensvertrages von 2005, der Südsudan 2011 die Unabhängigkeit brachte.

Seit Sonntag verhandeln in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba die Präsidenten von Sudan und Südsudan über eine Lösung der Streitereien, die seit Südsudans Unabhängigkeit im Juli 2011 zwischen beiden Ländern aufgetaucht sind. Zentrale Punkte: der genaue Grenzverlauf, die Zugehörigkeit umstrittener Ölgebiete wie Abyei, die Zukunft des Ölexports aus Südsudan. Zum Öl gibt es bereits eine Einigung, aber Sudan will sie erst umsetzen, wenn auch die anderen Fragen geklärt sind.

Am Dienstag gingen die Gespräche in einen dritten Tag. Bisher sagte lediglich Südsudan den Rückzug seiner Truppen aus einer geplanten Pufferzone „Mile 14“ an der Grenze zu Darfur zu.

Das Kriegsende brachte viele Flüchtlinge heim. Yei lag ab 1997 unter Kontrolle der Rebellenarmee SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee), die Südsudan heute regiert. Zu Kriegszeiten bombardierte Sudans Luftwaffe den Ort immer wieder. Ab 2005 war das vorbei.

Das Umland von Yei ist fruchtbar, die Bauern ernten jedes Jahr mehr. Die schell wachsende lokale Wirtschaft zieht Investoren an.

„Wenn Frauen Geld haben, spendieren sie einen Teil, um schön auszusehen – und dazu gehört auch der Besuch beim Friseur“, sagt Aisha und grinst. Die junge Uganderin ist zufrieden mit den Möglichkeiten, die der junge Südsudan ihr bietet.

Ohne die gute Elektrizitätsversorgung ginge es nicht: „Ich kann einer Kundin, die ihre Haare glätten lassen will, doch nicht mittendrin sagen, dass sie nach Hause gehen kann und erst dann zurückkommen soll, wenn es wieder Strom gibt.“

Ein Standortvorteil

Die Stromversorgung ist ein Standortvorteil, bestätigt Samuel Taban Kilombe, Geschäftsführer der lokalen Stromgesellschaft Yeco. „In Yei gibt es neuerdings eine Abfüllanlage für Mineralwasser, Büros von großen Telefongesellschaften und höhere Berufsschulen.

Das hat Arbeitsplätze für die Bevölkerung geschaffen.“ Normalerweise liegt die Stromversorgung im Südsudan in den Händen der lokalen Behörden, die ihre Einnahmen an das Finanzministerium weitergeben. Aber nicht in Yei.

Die lokale Kooperative investiert die Einnahmen direkt vor Ort. „Woanders müssen Strombetriebe warten, bis die Regierung für Instandhaltung, Training und Erweiterung Geld gibt. Unser Geld fließt gleich in die Kooperative zurück“, erklärt Kilombe.

Lange Warteliste

Riesige importierte Dieselgeneratoren produzieren Yeis Strom. Die Anlage wurde 2005 vom US-Entwicklungshilfswerk USAID gebaut und vor zwei Jahren offiziell an die Kooperative übergeben. Mehr als 1.200 Haushalten sind ans Netz angeschlossen. Im Büro von Direktor Peter Laurja Kenyi liegt eine lange Liste mit neuen Anträgen.

Der Strompreis hängt davon ab, wie viel Treibstoff kostet. Südsudan fördert Öl, aber nach einem Streit mit Sudan über den Preis des Öltransports ans Rote Meer stellte die südsudanesische Regierung die Förderung ein.

Damit wollte sie dem Nachbarn eine Lektion erteilen – verursachte aber riesige Probleme im eigenen Land. „Nach der Schließung der Ölquellen explodierten die Treibstoffpreise“, erklärt Kenyi.

„Auch wir mussten den Strompreis erhöhen. Aber wir konnten ihn wieder senken, nachdem wir in Kenia einen günstigeren Lieferanten fanden.“

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