Nur zur Hälfte angekommen

Studie: Junge Ostdeutsche fühlen sich nach wie vor auch als DDR-Bürger

BERLIN taz ■ Junge Ostdeutsche sind zwar froh, dass es die DDR nicht mehr gibt, aber mit dem jetzigen System sind sie auch nicht zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt zusammengefasst die „Sächsische Längsschnittstudie“ des Wissenschaftlers Peter Förster, die dieser gestern in der PDS-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung vorstellte. Grundlage der Studie sind Aussagen heute 29-Jähriger, die Förster seit 1987 als damals 14-Jährige insgesamt 16mal befragt hat. Von den ehemals 1.200 Jugendlichen sind noch 485 dabei. Laut Förster fühlen sich die jungen Leute zwölf Jahre nach der Wende noch zu gleichen Teilen als Bundesbürger wie als Bürger der DDR. Die Lust, sich am politischen Leben zu beteiligen, habe in den vergangenen Jahren wieder abgenommen. Fanden es zu Wendezeiten noch 35 Prozent der Befragten bedeutsam, sich zu beteiligen, sind es 2002 nur noch sieben. Auch die Zufriedenheit mit dem politischen System hat wieder abgenommen. 1992 waren noch 47 Prozent der befragten Männer mit dem politischen System zufrieden, 2002 sind es zehn Prozent weniger. Bei den Frauen waren 1992 26 Prozent zufrieden, 2002 sind es 20 Prozent. Trotzdem bewertet die Mehrheit der Gruppe die Wende und die deutsche Einheit positiv – nämlich 87 Prozent.

Michael Chrapa vom Fokus-Institut, der in seinen Studien auch ältere ostdeutsche Bürger befragt, stimmte Försters Erkenntnissen gestern zu: Der Trend spiegele sich so ähnlich auch in der Gesamtpopulation wider. NIK