Energie

Der Energiehunger der Welt ist ungebremst. Von 1992 bis 1999 stieg der globale Energieverbrauch um zehn Prozent. Bis 2020 wird er nach Prognosen der UNO jedes Jahr um weitere zwei Prozent zunehmen; der der Industriestaaten wird sich diesen Prognosen zufolge in den nächsten fünfzig Jahren verdoppeln, der der Entwicklungsländer vervierfachen.

Erzeugt wird die Energie zum größten Teil aus den fossilen Brennstoffen. Nach Statistiken der Internationalen Energieagentur IEA besteht der Weltverbrauch an Primärenenergie aus: Öl 35 Prozent, Kohle 23, Gas zwanzig, Abfall und Biomasse elf, Atom sieben, Wasserkraft 2,3 Prozent. Erneuerbare Energien machen bislang drei Prozent des globalen Energieverbrauchs aus. Beim Gipfel in Johannesburg liegen Vorschläge auf dem Tisch, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2010 auf fünfzehn Prozent auszubauen.

Ein Ziel des Gipfels ist es auch, möglichst viele Menschen an Stromnetze anzuschließen. Denn in den Entwicklungsländern haben über zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu Strom. Ein Anschluss an die Elektrizität bringt diesen Regionen nicht nur bessere wirtschaftliche Bedingungen und mehr Lebensqualität, sondern vermindert auch den Druck auf die Ressourcen. In ländlichen Gegenden ohne Strom ist Holz der Brennstoff Nummer eins. Das führt zu Abholzungen und außerdem zu Gesundheitsproblemen: Jährlich sterben 1,6 Millionen Frauen und Mädchen an Erkrankungen der Atemwege, die durch das ständige Heizen und Kochen mit Holz in geschlossenen Räumen entstehen.

Die bisherige Energieerzeugung stößt an ihre Grenzen. Nicht nur sind Öl, Kohle und Gas irgendwann verbrannt (die Experten streiten erbittert darum, wie lange das Öl noch reicht), sondern sie heizen über das Verbrennungsprodukt Kohlendioxid auch die Erdatmosphäre auf.

So hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren der CO2-Ausstoß vervierfacht und die Konzentration des Gases in der Atmosphäre hat sich um dreißig Prozent erhöht. Durchschnittlicher CO2-Ausstoß pro Kopf im Jahr: Bangladesch 0,2 Tonnen, China 2,7 Tonnen, Deutschland 10,2 Tonnen, USA 20,1 Tonnen.

Die fünfzehn wärmsten jemals festgestellten Jahre wurden alle nach 1979 registriert. Nach Schätzungen von Experten wird sich die Erdatmospäre bis 2100 um 1,4 bis 5,6 Grad Celsius erwärmen. Veränderte Wetter- und Vegetationsmuster, mehr Stürme und mehr Krankheiten können die Folgen sein.

In Johannesburg soll das Kioto-Protokoll ratifiziert werden, das auf der in Rio beschlossenen Klimarahmenkonvention beruht. Es sieht vor, dass die Industriestaaten ihren Ausstoß an Klimagas gegenüber 1990 im Durchschnitt um fünf Prozent senken.

Die Realität aber: Nach Schätzungen des Expertengremiums IPCC und des US-Energieministeriums werden bis 2050 die CO2-Emissionen der Industriestaaten um 30 Prozent, die der Entwicklungsländer um 280 Prozent zunehmen. BERNHARD PÖTTER