Kanada, Montreal: Dominion

Die Dominion macht Graswurzel-Nachrichten. Sie entsprang einer gemeinnützigen, campusbasierten Organisation als Wochenzeitung.

Die Redaktion. Bild: Dominion

Die Dominion versorgt Kanada seit seiner Gründung in Halifax im Jahr 2003 mit „Nachrichten von den Graswurzeln“. Ursprünglich wurde sie von einer gemeinnützigen, campusbasierten Organisation als Wochenzeitung herrausgegeben. Im Jahr 2008 gründeten wir die Media Co-op-Genossenschaft, die seit dem die Dominion alle zwei Monate in Montreal herausgibt.

Wir beleuchten Themen, die von den Mainstream-Medienkonzernen Kanadas ignoriert werden, und bieten einen alternativen Blickwinkel auf aktuelle Nachrichten. Zusätzlich zu der landesweit vertriebenen Zeitung, gibt die Media Co-op online Lokalausgaben für vier kanadische Städte heraus: Montreal, Toronto, Vancouver und Halifax.

Mit seiner Kanada-weiten Berichterstattung versucht die Dominion mit solch landesweit erscheinenden Medienriesen wie der arbeitgeberfreundlichen Wochenzeitschrift Maclean‘s und der rechtsgerichteten Tageszeitung The Globe and Mail zu konkurrieren.

Mit unseren häufig aktualisierten, onlineerscheinenden Lokalausgaben versuchen wir, die Vormacht der Tageszeitungen in den jeweiligen Städten, wie z.B. der Vancouver Sun oder des Toronto Star zu schwächen.

50.000 Einzelbesucher

Weitere rund 100 Exemplare werden im Einzelhandel vertrieben. Unser Internetauftritt verzeichnet monatlich etwa 50.000 Einzelbesucher. Wir haben strenge Regeln in Sachen Werbung. Es werden ausschließlich Anzeigen von kleinen, sozial- und umweltverträglichen Unternehmen sowie Genossenschaften gedruckt.

Werbeeinnahmen machen etwa 4 Prozent unseres jährlichen Budgets von etwa 90.000 Euro aus; 40 bis 50 Prozent des Geldes kommt von Abonnements, der Rest von Zuwendungen aus öffentlicher und privater Hand.

Unsere Leserschaft besteht großteils aus politisch engagierten und jungen Stadtbewohnern. Außerdem werden wir von Leuten gelesen, die tiefgehende, kritische Berichterstattung erwarten und von der Mainstream-Presse enttäuscht sind.

Unser Leitprinzip ist es, die Stimmen derer zu bevorzugen, die von den Entscheidungen der Mächtigen betroffen sind. Wir berichten beispielsweise über den Einfluss, den große Industrieprojekte, wie der Abbau der Ölsände in Alberta, auf Gemeinden und Lebensweisen der dort ansässigen Ureinwohner haben.

Emanzipation, GLBTQ-Rechte, Freihandelsabkommen

Als es 2010, im Umfeld des G-20-Gipfels in Toronto, die größten Massenverhaftungen in Kanadas Geschichte gab, haben wir uns besonders mit Sicherheitspolitik und Bürgerrechten beschäftigt. Andere Schwerpunkte sind die Emanzipation von Frauen, GLBTQ-Rechte (Schutz von Homo- Bi-, Trans- und Inter­sexuellen) sowie Freihandelsabkommen.

Die überregionale Redaktion besteht aus vier Teilzeitangestellten. Dazu haben wir drei Angestellte im Managementbereich. Der Inhalt kommt ausschließlich von Freelancern. Die Redaktion beschließt, welche Artikel finanziell entlohnt und welche in der Dominion abgedruckt werden.

2007 widmete die Dominion als erstes kanadisches Blatt der Problematik um den Ölsandabbau in Alberta eine Ausgabe. Außerdem sind wir für unsere kritische Berichterstattung zu der von kanadischen Konzernen dominierten weltweiten Bergbauindustrie bekannt.

Unsere größte Herausforderung Die Finanzierung ist unsere größte Herausforderung. Etwa die Hälfte unseres derzeitigen Budgets besteht aus staatlicher Förderung. Langfristig sind diese Förderprogramme leider nicht sehr verlässlich. Des Weiteren ist unser Auftritt am Markt noch unzureichend.

Was wir anders wollen

Wir würden unsere Haupteinkommensquelle gerne von staatlicher Förderung zu unseren Abonnenten verschieben. Das würde uns größere finanzielle Sicherheit verschaffen. Gleichzeitig  würde so die Verbindung zu unseren Lesern, unsere Verantwortlichkeit ihnen gegenüber und somit die Demokratisierung des gesamten Projekts vertieft werden.

Wir würden außerdem gerne mehr lokale Berichterstattung, besonders für Nord- und Zentralkanada, bieten. Zu diesem Zweck wollen wir weitere Lokalausgaben etablieren.

In fünf Jahren werden wir statt 4 Lokalausgaben hoffentlich 7 bis 8 haben. Außerdem planen wir, die Dominion monatlich herausgeben zu können. Wir möchten alle Beiträge besser entlohnen und den Angestellten ein anständiges Gehalt zahlen können.

Die Media Co-op ist eine sogenannte Multi-Stakeholder-Genossenschaft, d.h. es gibt drei verschiedene Mitgliederkategorien. Erstens gibt es rund 600 Abonnement-Mitglieder. Diese bezahlen 10 Euro im Jahr oder mehr für ihr Abonnement der Dominion, sie können in den jährlichen Hauptversammlungen abstimmen.

Demokratischer Budgetprozess

Letztes Jahr gab es zusätzlich einen demokratischen Budgetprozess. Dabei konnten alle Mitglieder über die finanzielle Prioritätensetzung für das nächste Budget abstimmen. Zweitens gibt es ungefähr 100 mitwirkende Mitglieder, die auf Freelance-Basis den Inhalt zusammentragen.

Jede und jeder kann mitwirkendes Mitglied werden. Wer jährlich mindestens zwei originale Artikel oder Illustrationen beisteuert, hat sich die Mitgliedschaft „verdient“. Drittens gibt es 10 redaktionelle Mitglieder. Sechs davon sind angestellt, während die anderen vier auf freiwilliger Basis mindestens 10 Arbeitsstunden in der Woche beitragen.

Die redaktionellen Mitglieder beschließen, welche Beitrage in der Dominion abgedruckt und welche bezahlt werden. Außerdem kümmern sie sich auf lokaler und überregionaler Ebene um die Logistik und Administration der Dominion.