Kommentar Leiharbeit bei Amazon: Kauf ein Busticket, Verbraucher!

Amazon beutet Leiharbeiter aus Polen und Spanien systematisch aus. Dabei tragen die Verbraucher die Schuld. Sie müssen anfangen, bewusst zu konsumieren.

Das hat etwas von moderner Sklavenarbeit – mitten in Deutschland. Bild: dpa

Es ist so einfach: Ein paar Klicks, und schon kommen am nächsten oder übernächsten Tag die Geburtstagsgeschenke per Paket ins Haus. Oder neue Schuhe, Bücher oder eine DVD. Das Bestellen und Bezahlen im Internet ist für viele so bequem und selbstverständlich geworden, dass sie sich über die Konsequenzen der Klickerei keinen Kopf machen.

Seit dem jüngsten Amazon-Skandal ist es damit hoffentlich vorbei. Jeder sollte merken: Klicken ist einfach, aber jeder Klick bewirkt etwas – und damit trägt jeder Nutzer eine Verantwortung. Beispiel Amazon: Hat sich irgendjemand gefragt, wie das US-Versandhandelsunternehmen das Weihnachtsgeschäft, in dem die Umsätze rasant steigen dürften, eigentlich stemmen kann?

Jetzt kam heraus: Offenbar wurden dafür Leiharbeiter aus Polen und Spanien systematisch ausgebeutet. Laut ARD wurden sie schlechter bezahlt als versprochen, sie wurden in überfüllten Ferienwohnungen untergebracht, und sie wurden vom Wachschutz schikaniert. Das hat etwas von moderner Sklavenarbeit – mitten in Deutschland.

wurde 1969 in Ost-Berlin geboren. Er studierte an der FU Berlin Germanistik, Italianistik und Politische Wissenschaften (Abschluss: Diplom-Politologe). Bei der taz ist er seit 1999; hier war er zunächst Redakteur für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte in der Ökologie- und Wirtschaftsredaktion sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

Nicht viel besser wird es, wenn man an den Transport der Pakete denkt. Paketdienstfahrer sind häufig schlecht bezahlte Kuriere, die überlange Arbeitszeiten ableisten müssen, um überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen. Und besonders ökologisch kann es auch nicht sein, wenn jedes neue Buch einzeln zu einem nach Hause gekarrt wird – und zu Tausenden anderen Buchkäufern auch.

Vielleicht wäre das besser: Vor dem nächsten Geschenkeeinkauf ein Ticket des öffentlichen Nahverkehrs lösen, in die Innenstadt fahren und in ein Kaufhaus gehen, das seine Beschäftigten anständig behandelt. Erst wenn viele Verbraucher bewusst handeln, werden Amazon und andere merken, dass sie nicht alles machen können, um ihren Profit zu steigern.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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