Insolvenz von Reyal Urbis: Schuldenkrise zurück in Spanien

Die spanische Immobilienfirma Reyal Urbis meldet Insolvenz an und bringt damit auch Banken zurück an den Abgrund. Auch die Commerzbank ist betroffen.

Bald abmontiert? Firmenschild von Reyal Urbis. Bild: reuters

MADRID rtr | Eine Mega-Pleite im Immobiliensektor zieht Spanien wieder stärker in den Sog der Schuldenkrise: Der hochverschuldete Immobilienentwickler Reyal Urbis meldete am Dienstag Insolvenz an und könnte sich zum zweitgrößten Pleitefall des Landes auswachsen, das ohnehin tief in der Rezession steckt und unter Milliardenhilfen für den kriselnden Bankensektor ächzt. Die Immobilienfirma hatte sich mit ihren Gläubigern nicht auf eine Umschuldung einigen können.

Reyal steht nicht nur bei gesunden heimischen Großbanken wie Santander und BBVA in der Kreide, sondern auch bei der bereits verstaatlichen Bankia. Damit trifft die Pleite die gerade erst eingerichtete staatliche „Bad Bank“. Auch die Commerzbank ist Verhandlungskreisen zufolge über ihre Hypothekentochter – die frühere Eurohypo – in kleinerem Umfang betroffen, ebenso die Abwicklungsanstalt FMS der in der Finanzkrise kollabierten Hypo Real Estate.

Dass es keine Einigung mit den Gläubigern geben wird, hatte sich bereits in der vergangenen Woche abgezeichnet. Die Frist dafür läuft zwar noch bis Samstag. Doch liegt das Schicksal von Reyal nun in den Händen eines Gerichts. Reyal verwaltet nicht nur Immobilien, sondern auch ungenutztes Bauland, das nach den neuen Vorgaben der Regierung radikal abgeschrieben werden muss.

Der gesamte Bestand von Reyal wurde Mitte 2012 mit 4,2 Milliarden Euro bewertet, Tendenz sinkend. Dem standen per Ende September Schulden von 3,6 Milliarden gegenüber. Das ist ein vergleichsweise hoher Verschuldungsgrad, bei dem die Geldgeber üblicherweise nervös werden. Erst recht, wenn das Kerngeschäft nicht läuft.

Denn Reyal wurde wie so vielen in der Branche zum Verhängnis, dass die spanischen Häuserpreise seit dem Boomjahr 2007 um 40 Prozent gesunken sind. Und sie fallen weiter, denn die heimische Wirtschaft schwächelt, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Viele Familien können ihre Hypotheken nicht mehr bedienen und auch der gewerbliche Mietmarkt mit Laden- und Büroflächen in den Großstädten ist längst kein Selbstläufer mehr. Der Leerstand steigt stetig.

Banken ziehen den Stecker

Die sich häufenden faulen Kredite im Immobiliensektor belasten die Bankbilanzen. Spanien musste deshalb zur Rettung seiner Geldhäuser bereits 40 Milliarden Euro von den Euro-Partnern leihen. Die „Bad Bank“ soll Entlastung bringen, denn die heimischen Geldhäuser können dort ihre Altlasten abladen, um ihre Bilanz auszuputzen. Die Konsequenz daraus ist jedoch, dass viele Banken die Geduld mit ihren Kreditnehmern verlieren und lieber den Stecker ziehen, als noch länger stillzuhalten. Das bekommt Reyal offenbar zu spüren – auch wenn es dort weiter die Hoffnung gibt, doch noch eine Einigung mit den Gläubigern zu erreichen. Der Geschäftsbetrieb läuft nach spanischem Insolvenzrecht vorerst weiter.

Größter Gläubiger ist Bankia mit 785 Millionen Euro, gefolgt von Santander mit 550 Millionen. In kleinerem Umfang war auch die Eurohypo, inzwischen umbenannt in Hypothekenbank Frankfurt, als Geldgeber für Reyal tätig. Die Commerzbank wollte sich dazu nicht äußern. Die Immobilienfinanzierung in Spanien gehört mit zu den größten Problemen der Hypothekentochter, deren Abwicklung inzwischen beschlossene Sache ist. Die „Bad Bank“ der HRE, die FMS, lehnte ebenfalls einen Kommentar ab.

Die Reyal-Aktie war am Dienstag vom Handel ausgesetzt. Anleger haben das Unternehmen ohnehin längst abgeschrieben: Das Papier ist seit 2007 quasi wertlos geworden – es büßte seither 99 Prozent ein und kostet nur noch rund zehn Cent.

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