„DDR war Unrechtsregime“

Auch der ehemalige parlamentarische Geschäftsführer Helmut Fechner hat nach Jahren aktiver Politik die SPD verlassen. „Es ging um meine Glaubwürdigkeit“

Helmut Fechner sieht man seine Erregung nicht an. Seine Bewegungen sind bedächtig, seine Stimme ruhig. Nur wenn man die buschigen Augenbrauen über den blauen Augen zucken sieht, merkt man, dass es ihm schwer fällt, manche Dinge auszusprechen. „Ich habe zwölf Jahre mit großem Engagement in der Berliner SPD Politik für Berlin gemacht, und das war die spannendste, interessanteste und schönste Zeit in meinem Leben. Aber jetzt geht es um meine eigene Glaubwürdigkeit. Alle wussten, dass ich nicht bereit sein würde, so eine Koalition mitzutragen.“ Auch Helmut Fechner ist nach der Unterzeichnung des neuen Koalitionsvertrags aus der SPD ausgetreten.

Fechner hat eine der klassischen politischen Biografien des Ostens: Als bekennender Christ vom SED-Staat nur geduldet, kamen für ihn mit der Wende erste politische Aktivitäten, die Mitgründung der SDP, die Wahl in die Stadtverordnetenversammlung und schließlich das Amt des parlamentarischen Geschäftsführers der wiedervereinigten SPD. „Ich habe zwar im anderen Teil der Stadt gelebt, bin aber trotzdem geprägt von der SPD Ernst Reuters und Willy Brandts“, erklärt der 66-Jährige sein Engagement. Dass er sich jetzt in dieser Partei nicht mehr wohl fühlt und ausgetreten ist, war ein „schwerer Schritt“ für ihn.

„Ich kann nicht sagen, dass ich persönlich in der DDR mehr gelitten hätte als andere“, beschreibt er seine Probleme mit der PDS, „aber die DDR in sich war ein Unrechtsregime mit der politischen Indoktrinierung als Teil dieses Systems. Und dafür war die SED als einzige politische Partei verantwortlich.“ Weil sich die PDS so eindeutig in die Tradition der SED stelle, ohne sich zu dem Unrecht der Vorgängerpartei zu bekennen, sei sie für ihn als Partei bislang nicht akzeptabel.

Aber kann jemand, der viele Jahre so engagiert Politik gemacht hat, einfach aufhören? Da lacht Helmut Fechner, der sich selbst als „radikalen Demokraten“ beschreibt: „Tja, da habe ich zwei Seelen in meiner Brust. Auf der einen Seite ist meine geistige und geistliche Heimat mein Glauben, auf der anderen Seite war ich schon immer ein durch und durch politischer Mensch.“ Er wird weiter aktiv bleiben, sich im Gesprächskreis „Neue Mitte“ der SPD um die Ostinteressen kümmern, eventuell ein Netzwerk aufbauen, mit denen, die unter Protest in der SPD geblieben sind. „Ich werde mich nicht an Diffamierungsaktionen beteiligen, aber argumentativ gegen eine Zusammenarbeit mit der PDS wenden.“ ANN