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■ Müssen Libanesen in die Westtürkei?

Das Drama der Abschiebungen vermeintlich „falscher Libanesen“ hat viele Akte. In einem der nächs-ten wird wohl die siebenköpfige Familie M. aus Kattenturm eine Rolle spielen. Für sie schlug gestern ein Sozialarbeiter des Vereins Orient-Okzident Alarm. Er will erreichen, dass die arabischsprachigen Kurden nicht in die westliche Türlei ausgeflogen werden – sonden in den Osten. „Statt nach Istanbul, wo sie niemanden kennen, nach Adana“, sagt Mounir El Seri. Von dort aus seien es wenigstens keine 2000 Kilometer Landweg mehr in das Gebiet um Mardin, das Stammgebiet der arabischsprachigen Minderheit in der Türkei, aus der die Vorfahren der Familie einst in den Libanon ausgewandert sind. In Istanbul kenne die Familie nicht nur niemanden – dort könne sie sich auch kaum verständigen. „Es geht doch nur darum, die Misere zu mildern“, sagt El Seri.

Der Sozialarbeiter betreut die Familie, die in einer Wohnanlage in Kattenturm untergekommen ist, seit Jahren. Drei der fünf Kinder sind in Bremen geboren. Ihr Vater kann eine Geburtsurkunde aus dem Libanon vorweisen. Und dessen Vater hatte sogar einen libanesischen Personalausweis – bevor er während eines Bombardements in Beirut 1976 ums Leben kam. Doch weil die Familie aus dem Bürgerkriegsgebiet im Libanon über die Türkei mit dort beschafften türkischen Papieren nach Deutschland einreiste, muss sie nun in die Türkei ausreisen. Im Zuge der Ermittlungen gegen diese Minderheit, die auch im Libanon nie ein Bleiberecht bekam. „Die Eltern sind dazu jetzt bereit“, sagt El Seri. Das Geld für die offenbar vorgesehene Flug-Begleitung durch den Bundesgrenzschutz sei besser in Anschlusstickets nach Adana investiert. Bei der Bremer Innenbehörde hieß es gestern lapidar: „Wir schieben in Länder ab, nicht in Städte.“ ede