Viertelfinale Champions League: Bravo, Bayern

Das erste Tor fällt nach 26 Sekunden und die Bayern verschaffen sich eine gute Ausgangslage um ins Halbfinale zu kommen. Aber der Spieler des Spiels ist von Juve.

Für Ruhe gesorgt: check. Bild: imago

Die Startbedingungen: Beide Mannschaften dominieren aber sowas von ihre jeweilige Liga: Juventus Turin hat am Wochenende der zweitstärksten Mannschaft der Serie A, Inter Mailand, gezeigt, dass es eben nur die zweitstärkste Mannschaft ist. Und der FC Bayern hat dem Hamburger SV die größte Demütigung in dessen 500-jähriger Bundesligageschichte beigefügt. Bei Bayern sind fünf Spieler dabei, die auch im EM-Halbfinale mitspielten, bei Juve sind es sechs.

Die Bayern sind zwar der Favorit, aber italienische Mannschaften liegen deutschen nicht besonders – der Nationalmannschaft nicht und den Clubmannschaften auch nicht wirklich. Immerhin haben die Bayern das letzte Aufeinandertreffen mit 4:1 gewonnen. Aber damals spielte noch ein David Trezeguet für Juve. Und ein Mario Gomez für die Bayern.

Das Spiel: Das Spiel hat kaum begonnen, da führen die Bayern schon. Andrea Pirlo verliert den Ball im Mittelfeld, David Alaba läuft aufs Tor und zieht aus über 30 Metern ab, der von Arturo Vidal leicht abgefälschte Ball setzt noch einmal auf und geht unhaltbar in die rechte Ecke. 26 Sekunden sind da gespielt. Danach dominieren die Bayern. Von Juve ist außer einem Freistoß von Pirlo, der knapp übers Tor geht, kaum etwas zu sehen.

Mal mal verpasst Franck Ribéry, mal scheitert Arjen Robben am glänzend haltenden Gianluigi Buffon. Dann köpft Mario Mandzukic übers Tor, auch Alaba probiert es nochmals aus der Distanz. Spätestens nachdem Robben in der 16. Minute für den verletzten Toni Kroos ins Spiel gekommen ist, ist das Ganze eine einseitige Sache – bessere Zweikämpfe, besserer Spielaufbau, bessere Torchancen. Nur im Ergebnis spiegelt sich das nicht wider.

Der entscheidende Moment: Mit einer 0:1-Auswärtsniederlage könnte Juve gut leben. Und danach sieht es lange aus. Dann schlenzt Luiz Gustavo den Ball aus knapp zwanzig Metern aufs Tor, weder besonders platziert noch besonders hart. Aber Buffon lässt den Ball abprallen, der beim ziemlich sicher im Abseits stehenden Mandzukic landet. Mandzukic läuft zur Außenlinie und passt auf den in der Mitte freistehenden Thomas Müller, der nur noch den Fuß hinhalten muss. 2:0. Kurz vor Schluss hat Müller gleich zweimal das 3:0 auf dem Fuß. Wenn er trifft, könnten die Bayern schon fürs Halbfinale planen.

Der Spieler des Spiels: Andrea Pirlo. In der Abwehr vertändelt er mehr als einmal den Ball, seine Freistöße sind lustlos, die Eckbälle berechenbar. Aber wie er mit seinen halblangen Haaren und seinem wild-eleganten Vollbart lässig über den Platz schlurft, die Beiläufigkeit, mit der er den Ball behandelt, der entrückte Blick, wenn er eine Ecke oder einen Freistoß tritt, die gesamte Erscheinung, die jedem auf dem Platz das Gefühl gibt: Fürchte dich! Ich bin Andrea Pirlo, Fußballer und Genie. Ich schleiche mich in die deine Träume. Ich schlage zu, wenn du am wenigsten damit rechnest. Mit einer einzigen Bewegung wende ich das Schicksal. Ich, Andrea Pirlo, Fußballer und Genie! Zum Niederknien!

Die Pfeife des Spiels: Andrea Pirlo. Vollbart und Aura reichen nicht. Den genialen Ball muss man auch mal spielen.

Die Schlussfolgerung: Das deutsch-spanische Halbfinale rückt näher. Olé!

Und sonst? Ein enttäuschendes Wiedersehen mit Arturo Vidal. Der ehemalige Leverkusener fällt nur durch eine beknackte Frisur („Hair Tattoo“) auf. Und durch hässliche Fouls, die ihm eine Gelbe Karte und eine Sperre fürs Rückspiel bringen. Gegen Ende haut der oft getretene Ribéry zurück. Auch nicht schön.

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