BVB-Fan über Keime beim FC Bayern: „Das ist ja schon pathologisch“

Fritz Eckenga ist Kabarettist und Borussia-Dortmund-Fan. Er findet, dass Bayern Münchens Titelgewinn auch seine guten Seiten hat – aus gesundheitlichen Gründen.

Selbstzufrieden bis zur Unerträglichkeit: Präsident Uli Hoeneß. Bild: dpa

taz: Herr Eckenga, zum Titel werden dem FC Bayern die schönsten Girlanden gebunden. Selbst Dortmunds Trainer Jürgen Klopp sagte, es sei der eindrücklichste Titelgewinn, an den er sich erinnern könne. Wollen Sie als Borussia-Dortmund-Fan auch gratulieren?

Fritz Eckenga: Ich habe sogar einen guten Freund, der Mitglied ist beim FC Bayern – dem habe ich selbstverständlich gratuliert. Mit dem Vorbehalt: Wir sehen uns in diesem Jahr eventuell noch häufiger …

Sie spielen auf die Champions League an.

International weht ja ein ganz anderer Wind. Das haben die Bayern letztes Jahr immer gesagt, als sie in der Bundesliga hinter Dortmund standen und sich auf den Champions-League-Titel Hoffnungen machten.

Es grämt Sie also nicht, dass die Bayern Ihren Lieblingsklub so in den Schatten gestellt haben?

Nein, das ist ganz gut so. Die Bayern haben sich vergangene Saison so lange und vergeblich an uns abgearbeitet. Das war ja schon fast pathologisch. Jetzt können sie von der Couch aufstehen.

Können Sie uns ein Beispiel für Ihre These nennen?

Als sie das Pokalfinale letztes Jahr 2:5 gegen Borussia verloren haben, hat Philipp Lahm immer noch betont: 'Wir waren teilweise die bessere Mannschaft'. Auch bei ihm ist der Krankheitskeim eingepflanzt worden.

ist ein in Bochum geborener 58-jährige Kabarettist und Autor. Er ist langjähriges Mitglied des Rocktheater-Ensembles „N8chtschicht“ und glühender BVB-Anhänger.

Haben die Bayern ihr Dortmund-Trauma nun endgültig überwunden?

Ich glaube, noch nicht ganz. Falls sie in der Champions League gegen uns ausscheiden, wäre das ein schwerer Rückfall. Aber eigentlich will ich das gar nicht prognostizieren. Das ist etwas für ZDF-Sportmoderatoren und ihre Sky-Kollegen. Das ist wirklich zu albern.

Warum?

Wir Dortmunder machen uns nicht so einen Kopf um die Bayern wie umgekehrt. Ich muss nicht dauernd erzählen, dass wir besser als sie sind. Uli Hoeneß hat uns zum Beispiel vergangene Saison als Regionalverein abqualifiziert. Bei uns hier ist diese Krankheit, sich zwanghaft über den anderen zu erheben, nicht so verbreitet.

Wobei Klopp seinem Kollegen Jupp Heynckes vorgeworfen hat, er hätte wie die Chinesen in der Industrie den erfolgreichen Stil der Dortmunder kopiert. Hat er sich infizieren lassen?

Jürgen Klopp redet viel, und er ist sicher auch ein ehrgeiziger Mensch, aber er ist nicht krankhaft ehrgeizig und macht auch gern mal einen Scherz. Aber wenn man einmal so redet wie die, verstehen sie das gar nicht.

Finden die Münchner ihren Frieden, wenn sie nun auch in der Champions League und im DFB-Pokal triumphieren?

Sicherlich nicht. Das Problem bei denen ist ja, dass sie noch stolz auf ihre Besessenheit sind. Sie dämpfen jetzt die Freude mit der Begründung, dass Bayern es gewohnt sei, Deutscher Meister zu werden. Das ist grauer Alltag für sie. Und wenn zwei, drei Spieler jubelnd die Arme hochheben, hackt Matthias Sammer die denen persönlich ab. Ab jetzt haben sich alle auf das Rückspiel bei Juventus Turin zu konzentrieren.

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