Eine attraktive Alternative, aber . . .

Nobelpreisträger Wolfgang Ketterle analysiert die neue Juniorprofessur. Als 32-Jähriger bekam er in den USA eine Assistenzprofessur – mit Aussicht auf eine Dauerstelle. Bei Juniorprofs, die der Bundestag gerade berät, ist das anders

BERLIN taz ■ Insgeheim hoffen sie natürlich. Sie wünschen sich, dass es vorerst das letzte Glückwunschtelegramm gewesen ist, das sie über den großen Teich verschicken müssen. Lieber haben sie Nobelpreisträger hier im eigenen Land. Der Bundeskanzler und seine rührige Bildungsministerin hatten vergangene Woche ein ehrenvolles Geschäft zu verrichten und doch auch eines, das ihnen insgeheim Bauchgrimmen bereitet. Schon wieder ein deutscher Spitzenforscher, der sich in der Fremde die Krone der Wissenschaft aufsetzen darf!

Gerhard Schröder und Edelgard Bulmahn gratulierten Wolfgang Ketterle also zum Nobelpreis. Ketterle, 43, geboren in Heidelberg, hat in München studiert und promoviert – um dann, mit 32 Jahren, vom Max-Planck-Institut ans legendäre MIT in die USA zu wechseln. Und nicht mehr wieder zu kommen.

Das Telegramm nach Cambridge, Massachussetts Avenue Nr. 77, war kaum abgesandt, da schickte Frau Bulmahn noch was los: ihre Emissäre in den Bundestag. Da wird gerade die Juniorprofessur verhandelt, ein neuer Qualifikationsweg für deutsche Spitzenforscher in Deutschland. Ab 2002 sollen erstklassige Promovierte auch hierzulande mit 30 Professor werden können.

Wir wollten von dem Sachverständigen Professor Wolfgang Ketterle wissen, wie er die Juniorprofessur denn so findet.

taz: Wenn es die Juniorprofessur 1990 schon gegeben hätte, wäre es dann für Sie attraktiver gewesen, hier zu bleiben?

Wolfgang Ketterle: Es ist unmöglich, die Situation im Nachhinein zu analysieren. Aber die Juniorprofessur hätte mir eine attraktive Alternative geboten.

Die Bedingungen für junge Forscher sollen auch hier so werden, wie Sie sie in den USA vorfanden. Juniorprofs sollen unabhängig von ihren akademischen Ziehvätern forschen und lehren.

Vergessen Sie bitte nicht einen Unterschied: Die Assistant Professorship, die ich damals annahm, ist Tenure Track.

Was heißt das?

Bei Bewährung wird sie nach fünf bis sieben Jahren in eine Daueranstellung umgewandelt. Soviel ich weiß, ist dies bei der Juniorprofessur nicht der Fall.

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Da hat der freundliche Mann Recht. Die Juniorprofessur ist auf sechs Jahre befristet. Spätestens wenn diese Zeit um ist, muss sich der Nachwuchs bewerben – um eine ordentliche Professur. So will es der Bundestag beschließen. Anfang November, wenn er die Juniorprofessur in Deutschland einführt. CHRISTIAN FÜLLER