Die alte FDP ist wieder da

Günter Rexrodt präsentiert Bankgesellschafter als Unterstützer. „Nationalliberale“ geben nicht klein bei. Und die junge Hoffnungsträgerin Sophie-Charlotte Lenski wirft derweil frustriert das Handtuch

von ROBIN ALEXANDER

Das war der Sommer der Berliner FDP: Vorher in Umfragen nur knapp über der Wahrnehmungsgrenze angesiedelt, lag die FDP über Nacht bei 8 Prozent. Aus einer außerparlamentarischen Partei war ein potenzieller Koalitionspartner geworden. Und nicht nur der Erfolg war neu bei der FDP: Die ganze Partei schien verändert. Der Spitzenkandidat Günter Rexrodt wollte eine junge, geeinte Partei präsentieren, die mit neuem Personal in der Filz-Hauptstadt für neuen Anstand und neue Effizienz sorgen wollte.

In diesen Tagen aber – ausgerechnet in der Zeit, wo der Wahlkampf in die heiße Phase eintritt – verblassen die Konturen dieses Bildes einer erneuerten liberalen Partei. Dahinter tritt die alte Berliner FDP hervor: ebenso Filzpartei wie ihre großen Konkurrentinnen. Zerstritten und uneins. Zudem mit einem extremen rechten Flügel gestraft, der Liberalismus sehr eigen interpretiert.

Das junge Gesicht der FDP. Der unbestrittene Star unter den jungen Liberalen war Sophie-Charlotte Lenski. Zeitungen und Magazine feierten die 22-jährige Jura- und Mathematikstudentin, die noch 1997 mit fast 3.000 Kommilitonen die FDP „kapern“ wollte und innerhalb kürzester Zeit zur Vorsitzenden im Bezirk Tempelhof-Schöneberg- aufstieg. Nach dem Willen von Günter Rexrodt und Guido Westerwelle sollte die sehr jugendlich wirkende Frau als jüngste Politikerin im Berliner Abgeordnetenhaus die Konkurrenz von CDU bis PDS alt aussehen lassen. Daraus wird nun nichts: Am Montag hat Lenski ihren Rücktritt als Bezirksvorsitzende erklärt. Angesichts des „politischen Stils“, der in ihrem Bezirksverband herrsche, ziehe sie ihre Bewerbung um eine Kandidatur fürs Abgeordnetenhaus zurück.

Anders als Parteiführung und Presse war die Basis nicht so angetan von der Nachwuchspolitikerin. Der sichere erste Platz auf der Bezirksliste wäre kaum an Lenski gegangen. Da sagt die Nachwuchshoffnung der Partei lieber gleich ab: „Es gibt viele andere schöne Sachen, denen man sich widmen kann.“ Eine Landesliste, auf der junge FDPler besseren Chancen hätten, kann Rexrodt zur Zeit in der Partei nicht durchsetzen.

Die „Partei der sauberen Hände“ und wirtschaftlichen Kompetenz. Die Krise der Bankgesellschaft hat der FDP genützt wie keiner anderen Partei. Die Bank – längst ein Symbol für Berliner Filz und Misswirtschaft – wird mit CDU und SPD, nicht aber mit der FDP in Verbindung gebracht. Bei einer gestern vorgestellten „Liberalen Initiative Berlin“ sind jedoch gleich zwei Personen engagiert, die Erfahrung in Sachen Bankgesellschaft haben. Der liberale Unterstützer Dietrich Beier wirkte immerhin bis 1999 als Chefvolkswirt der Berliner Bank. Die Anwaltskanzlei des liberalen Unterstützers Karlheinz Knauthe vertrat die Unternehmensgruppe Aubis gegen die Berlin Hyp und sah sich anschließend dem Vorwurf des Parteienverrats ausgesetzt.

Die Nationalliberalen. Nur „Wellensittiche“, die er „domestiziert habe“ seien sie, urteilte Günter Rexrodt über eine Gruppe von FDP-Parteimitgliedern, die seit Jahren versuchen, die FDP in eine Law-and-Order-Partei rechts von der Union zu verwandeln. Doch am Montag untersagte das Berliner Landgericht dem Bezirksausschuss von Tempelhof-Schöneberg auf Antrag dreier so genannter Nationalliberaler die Nominierung von Kandidaten fürs Abgeordnetenhaus. Am 7. August entscheidet das Gericht in mündlicher Verhandlung, ob die innerparteiliche Demokratie verletzt wurde. Sophie-Charlotte Lenski betont, ihr Rücktritt stehe nicht im Zusammenhang mit dem juristischen Erfolg der Parteirechten.