Stress bei den Ökoversendern

Münchener Firma United Nature will die Krise der Branche nutzen und zum absoluten Marktführer aufsteigen. Der Übernahmekandidat Waschbär wehrt sich, steckt aber noch im Insolvenzverfahren. Der Begriff „Öko“ soll verschwinden

von CONSTANTIN VOGT

Aufregung bei den Ökoversandhändlern: Der Markt ist eingebrochen und das Image angeknackst. Und nun droht auch noch eine nicht ganz so freundliche Übernahme. Waschbär hat bereits im Juni Insolvenz angemeldet, Hess-Natur ist längst von Neckermann übernommen, und Panda ringt mit Umsatzeinbußen. „Die Branche ist im Umbruch“, bestätigt Karin Schürmann von Panda, dem mit der Umweltschutzorganisation WWF verbundenen Ökoversand aus Ettlingen.

Die kritische Lage von Waschbär will die Münchener United Nature AG nutzen: Sie will den Freiburger Versand übernehmen. Dagegen wehrt sich Waschbär, die Münchener zeigen sich jedoch unbeeindruckt: „Wir gehen davon aus, dass wir es schaffen“, sagt United-Nature-Sprecherin Maren Friedrich. Das Unternehmen habe bereits einen Sanierungsplan vorgelegt. Bei Waschbär hört sich das anders an: „Es gibt zur Zeit keine Verhandlungen“, sagt Geschäftsführer Leo Pröstler. United Nature habe lediglich versucht, Waschbär „gratis“ zu bekommen. Pröstler: „Der Insolvenzverwalter hat die Gespräche mit United Nature als gescheitert bezeichnet.“

United Nature möchte laut Sprecherin Maren Friedrich nicht nur Waschbär übernehmen. Heute gibt das Münchener Unternehmen bekannt, dass die geplante 16 Millionen Mark schwere Kapitalerhöhung abgeschlossen ist. Ein Schweizer Investor hat allein 14 Millionen Mark beigesteuert. „Wir möchten den gesamten Ökoversand zusammenführen“, sagt Maren Friedrich. Woher das Geld kommt, mag sie nicht sagen. Der Schweizer sei ein langjähriger „Kenner der Branche“, heißt es in einer Presseerklärung.

United Nature hat gut 70 Angestellte, ist in vier Unterfirmen aufgegliedert und nach eigenen Angaben der größte europäische Anbieter eines „Vollsortiments für Organic Food and Wellness offline und online“. Gehandelt wird auch mit ökologischen Rohstoffen, Vitaminen für „orthomolekulare Medizin“ und Dienstleistungen. Die AG ist hervorgegangen aus der „nur natur.com“, Vorstandschef ist Franz-Josef Grenzebach, Aufsichtsratschef Stefan Hipp vom gleichnamigen Babykost-Hersteller (www.unitednature.de).

Waschbär ist mit einem Jahresumsatz von zuletzt 68 Millionen Mark einer der größten im deutschen Ökoversand. Die Zahlungsunfähigkeit hat verschiedene Gründe: Im März 2000 hat das Freiburger Unternehmen den Konkurrenten Alb-Nature übernommen. Laut Pröstler gab es dabei deutlich höhere Verpflichtungen, als vorher angenommen. Hinzu kam der Einbruch des Marktes und ein 800.000 Mark teurer Umzug der 150 Mitarbeiter. Die Übernahme durch United Nature möchte Pröstler verhindern: „Wir versuchen eine Beteiligungsgesellschaft aufzubauen.“ Einen neuen Katalog hat Waschbär bereits verschickt, ein Funke Hoffnung auf Rettung ist noch übrig.

Bliebe die Krise des Ökoversandes an sich. Die Ursache versuchen die Händler mit dem Begriff „Öko“ zu erklären. Damit sei kein Profil mehr zu gewinnen, meint Karin Schürmann von Panda: „Dass Produkte umweltverträglich sein müssen, darüber herrscht ein breiter Konsens. Selbst bei Aldi gibt’s schon Bio.“ Dies lasse sich für den Ökoversand jedoch auch als Chance begreifen: „Mit dem richtigen Konzept können wir viel mehr Menschen ansprechen.“ Panda möchte demnächst seine Produktpalette erweitern, außerdem solle „Wellness“ vermehrt im Vordergrund stehen.