Ein bisschen unsterblich

Im „Garten der Frauen“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof sind zwischen Jasmin und Rhododendron noch Plätze frei  ■ Von Anke Schwarzer

Mit einer roten Gartenschere durchtrennt Krista Sager das Band mit den hellen Rosen. Die Zweite Bürgermeisterin (GAL) hat gestern den kleinen aber feinen Frauenfriedhof in Ohlsdorf eröffnet: 16 historische Grabsteine bedeutender Hamburger Frauen haben auf einer Lichtung, ganz in der Nähe des alten Wasserturmes auf dem Ohlsdorfer Friedhof, einen Platz gefunden. Dafür hat sich der Verein „Garten der Frauen“ mit Erfolg eingesetzt.

In den letzten Monaten wurden die Grabsteine von ihren ehemaligen Standorten auf die von Rhododendronbüschen umsäumte Fläche gebracht. Ohne die Initative des Vereins wären die Steine verrottet oder gar entfernt worden. Die Nutzungsdauer der Gräber war abgelaufen, und niemand kümmerte sich um eine Verlängerung.

„Wir wollen die Gräber erhalten, damit diese Hamburger Frauen ein bisschen unsterblich werden“, sagt Krista Sager, die Mitglied im Verein „Garten der Frauen“ ist. An vorderster Stelle steht der Grabstein von Yvonne Mewes. Die Lehrerin an der Hamburger Schule Curschmannstraße weigerte sich 1942, in ihren Unterricht nationalsozialistische Propaganda einzubringen. Es folgten mehrere Versetzungen, ihre Kündigung wurde nicht angenommen. Der Fall ging an die Gestapo, die sie in die Haftanstalt Fuhlsbüttel brachte. Im Januar 1945 starb sie im KZ-Ravensbrück an Hungertyphus. Die Beamten der Schulbehörde, die Mewes denunziert hatten, wurden 1950 mangels Beweisen freigesprochen – die Akten waren vernichtet worden.

Die vom Verein aufgestellten metallenen Aktenordner erzählen vom Leben der Schauspielerinnen Annie Kalmar und Charlotte Kramm, von der Mäzenin Emmy Ruben und der Sängerin Henny Wolff, der Schriftstellerin Marie Hirsch alias Adalbert Meinhardt sowie von vielen anderen Frauen, deren Grabsteine im Frauengarten stehen. Rita Bake, Vorstand des Vereins „Garten der Frauen“, hat die Biographien dieser Hamburger Frauen erforscht.

Bepflanzt ist der „Garten der Frauen“ mit Lavendel, roten Rosen und Jasmin. „Wir wollen, dass es hier duftet“, erklärt Sabine Blum, Sprecherin der Friedhofsverwaltung Ohlsdorf. Statt Begonien und Fleißigen Lieschen sollen Fingerhut und schöne Gehölze für die verstorbenen Frauen wachsen.

Der „Garten der Frauen“ ist nicht nur Erinnerungsstätte. Frauen können dort auch bereits zu Lebzeiten eine Grabstelle für Sarg- und Urnenbestattung erwerben. Kosten: 2.500 bis 3.900 Mark.Der Run da-rauf sei enorm, so Blum. 18 Frauen haben sich schon einen Platz der insgesamt 36 Grabstellen reservieren lassen.

Damit entwickelt sich – sieht man von den bereits bestehenden Gräbern für Diakonissinnnen ab – die erste Gemeinschaftsgrabstätte für Frauen auf dem 1877 gegründeten Friedhof. Für Männer gibt es das schon lange: Zum Beispiel die Polizeigräber „Revier Blutbuche“ oder die Ruhestätten von Feuerwehrmännern und Seeleuten.