Der Medienheilige von Köln

Jenny Elvers möchte nicht mit medienhure.de verwechselt werden und führt einen Rechtsstreit gegen Anatol Wiecki. Der Jurastudent amüsiert sich über das Mühen ihres Anwalts, der den Fall „braucht wie einen Pickel am Hintern“

Jennyelvers ist witzig, frech, studiert und männlich. Jennyelvers schreibt sich Jen Nyelvers und ist der Künstlername von Anatol Wiecki. Eine Internetadresse hat er auch: jennyelvers.de. Wer sie eintippt, erreicht ein respektables Medienmagazin. Das schreibt Wiecki in seiner Freizeit voll – einfach so und kostenlos, weil den Jurastudenten Medienthemen interessieren.

Weniger interessiert an Medienthemen ist offenbar Jenny Elvers. Die Exgeliebte von Heiner Lauterbach und „Big Brother“-Star Alex Jolig sähe dort, wo sich Wiecki über Fernsehstars auslässt, lieber ihre eigenen Internetseiten. Seit Montag moderiert sie auf RTL 2 „Big Diet“ – da braucht sie eine einprägsame Fanpage. Doch bevor Wiecki die Adresse rausrückt, ist die Show wahrscheinlich abgesetzt.

Bereits im November beauftragte Jenny Elvers ihren Anwalt, er solle dem frechen, durchgeknallten Kölner die Domain abnehmen. „Ein schöner Fall“, sagt Norbert Dzierzenga. „Den braucht man so nötig wie einen Pickel am Hintern.“ Doch Wiecki kratzt die Klage überhaupt nicht: Er will als Jen Nyelvers Karriere machen. Beim Grand Prix konnte Wiecki allerdings nicht punkten. „Mein familienfreundlicher und sozial integrativer Song ‚Stefan, ich will ein Kind von dir‘ wurde leider nicht zugelassen.“

Seit März gehört ihm auch die Domain medienhure.de. Die Adresse verweist ebenfalls auf das Medienmagazin Jen Nyelvers. Das ist eine Beleidigung, findet Elvers’ Anwalt Dzierzenga, „da mit der dargestellten Verknüpfung beim unbefangenen User die Assoziation des Wortes ‚Medienhure‘ zu meiner Mandantin hervorgerufen wird.“

Wiecki staunt über so viel Fantasie: „Wie kommt er denn auf die Idee? Ich kenne keine Jenny Elvers. Aber wenn das eine gute Schauspielerin ist, kann ich so einen Gedanken gar nicht nachvollziehen.“ medienhure.de habe er sich nur besorgt, weil Elvers’ Anwalt ihm seine andere Adresse gerichtlich wegnehmen will. „Ich brauche ja adäquaten Ersatz.“

In Köln gehört Wiecki bereits zur Lokalprominenz. Voriges Jahr wollte er Oberbürgermeister werden. Wahlspruch: „Lieber einen schnellen Wiecki“. Überzeugt hat es aber nur 0,2 Prozent. „Eben die geistige Elite“, sagt er. Zu der scheinen das Management und der Anwalt von Jenny Elvers nicht zu gehören. Denn eigentlich könnte jennyelvers.de längst offline sein. Bei ähnlichen Fällen machten die Gerichte mit den Beklagten meist kurzen Prozess. Doch weil die Kanzlei die Klage zu spät einreichte und das Management die Gerichtskosten nicht rechtzeitig beglich, hob das Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung gegen Wiecki im Mai wieder auf. Ein erneuter Antrag wurde vorige Woche abgelehnt. Doch darüber redet man bei Kick Management nicht gerne. Man spricht von „Formgründen“ und versuchte, der taz die Geschichte über den Domainstreit auszureden.

Nun steht noch ein Prozess aus. Wiecki ist zuversichtlich, den zu gewinnen. Auf seinen Künstlernamen will er auf keinen Fall verzichten. „Jen Nyelvers plant eine TV-Karriere“, sagt er. Aber bei „Big Diet“ wird er vermutlich nicht moderieren. „Das habe ich noch nicht mal gesehen.“ RALF GEISSLER