„Tatort“ aus Stuttgart: Mal was Interaktives

Gefängnisausbruch, Ehebruch: Der spannende Stuttgarter „Tatort“ mischt ein Empathieversprechen mit Kitsch. Und wer will, darf vorher selbst ermitteln.

Krabumm: Ein Verbrecher, der in Stammheim einsaß, wird bei seiner Verlegung von einer Gang falscher Polizisten befreit. Bild: SWR/Stephanie Schweigert

Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Ihnen die Kontrolle über Ihr Leben entgleitet? Dass etwas mit Ihrer Beziehung nicht mehr stimmt? Oder werfen Ihre Kollegen Ihnen vor, Sie seien zu vertrauensselig? Dann werden Sie am Sonntag beim „Tatort: Spiel auf Zeit“ (Buch: Holger-Karsten Schmidt, Regie: Roland Suso Richter) sehr viel Empathie für die Stuttgarter Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) empfinden.

Darum geht’s: Ein Verbrecher, der in Stammheim einsaß, wird bei seiner Verlegung von einer Gang falscher Polizisten befreit, der Fahrer des Transports stirbt dabei. Victor de Man, ein Ganove mit dem Lannert schon einmal zu tun hatte, lässt aus dem gleichen Gefängnis heraus wissen, dass er Informationen teilen könnte, woraus sich eine Art vorgegaukeltes Gefangenendilemma entwickelt, bei dem Lannert den Lohn des Betrogenen einkassiert.

Und auch Bootz wird betrogen, aber von seiner Frau, was wohl zeigen soll, dass sich alle Probleme am Ende ähneln. Ein bisschen kitschig und überflüssig wirkt das jedoch. Schade, denn sonst wurde dieser Film intelligent und spannend geschrieben und inszeniert.

Sollten Sie mit dem „Tatort“ nicht bis Sonntagabend warten wollen, können Sie unter plus.tatort.de schon selbst mit den Ermittlungen beginnen, E-Mails lesen und Asservate begutachten. Dieses Browserspiel soll wohl eine junge Generation anlocken. In der Realität diskutieren da irgendwelche Nutzer darüber, wann welcher Kurs an der Volkshochschule Stuttgart beginnt, was während eines Interviews mit einer BMX-Crew passiert, vor allem aber, wie man ein Dokument öffnet – wobei die richtige Antwort natürlich „Anklicken“ lautet.

Das Gute an diesem Nebenschauplatztamtam ist nur, dass es den spannenden Film gänzlich unberührt lässt und man ihn wie jeden anderen „Tatort“ schauen kann, sogar sollte.

Stuttgart-„Tatort: Spiel auf Zeit“, So., 20.15 Uhr, ARD

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