Die Paywahl von taz.de: Zahlen oder nicht zahlen

Es gibt immer Gründe dafür oder dagegen. Wir haben uns entschieden, Ihnen die Wahl zu lassen.

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Seit geraumer Zeit vergeht kaum ein Tag ohne eine Meldung aus der Medienbranche, dass der Verlag X oder die Nachrichtenseite Y gedenkt, eine Bezahlschranke (paywall) einzurichten. Der Grund für diese Überlegungen ist die mittlerweile verbreitete Einsicht, dass sich das traditionelle Geschäftsmodell gedruckter Zeitungen, den Raum zwischen den Anzeigen mit Nachrichten zu füllen, nicht einfach auf das Internet übertragen lässt.

Deshalb sind die Webseiten der Zeitungen bis dato allesamt nicht nur Zuschussgeschäfte, deren Kosten weder durch Online-Anzeigen noch durch andere Erlöse eingespielt werden – sie tragen auch dazu bei, den Auflagenschwund gedruckter Zeitungen und Magazine zu verschärfen, da sich immer mehr vor allem jüngere Menschen nur noch im Internet informieren und immer weniger Leser bereit sind, Zeitungen zu kaufen oder zu abonnieren.

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Die Webangebote von Nachrichten deshalb durch Bezahlschranken kostenpflichtig zu machen, ist zwar eine logische Schlussfolgerung, doch keineswegs auch die Patentlösung für die Zeitungskrise, denn sie führt in ein weiteres Dilemma, nämlich den Schwund von Reichweite und Klickzahlen der Webseite und damit zu einem Rückgang der ohnehin schon knappen Online-Erlöse.

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Als Ausweg aus dieser Zwickmühle haben einige deutsche Zeitungen nach dem Vorbild der „New York Times“ mittlerweile eine „metered paywall“ – eine sanfte Bezahlschranke – eingeführt, die den NutzerInnen 10 bis 20 Texte pro Monat gratis zur Verfügung stellt und sie erst zur Kasse bittet, wenn dieses Kontingent ausgeschöpft ist. Da harte Zahlen, inwieweit diese Modelle wirklich tragfähig sind, noch nicht vorliegen, bleibt abzuwarten, ob sie sich wirklich durchsetzen – dies gilt auch für die Variante, die Webseiten generell frei zugänglich zu halten und nur einen "Premium"- Teil des Angebots kostenpflichtig zu machen.

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Die taz hat sich schon vor zwei Jahren für einen dritten Weg – Paywahl statt Paywall – entschieden: Sie stellt den gesamten Inhalt von taz.de dauerhaft kostenlos zur Verfügung und lässt den NutzerInnen die Wahl, etwas dafür zu bezahlen oder nicht. Das Projekt "taz.zahl ich" hat sich seitdem sehr gut entwickelt und ist mittlerweile eine feste Säule in der Erlösstruktur von taz.de. Dies vor allem deshalb, weil sich mehr als 1000 der regelmäßigen NutzerInnen zu einem taz.zahl ich-Abo entschlossen haben und freiwillig einen monatlichen Betrag überweisen oder abbuchen lassen.

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Einen deutlichen Schub haben diese Zahlungen durch die Einblendungen eines Layers erhalten, mit dem wir seit Ende letzten Jahres auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, das kostenlose Angebot von Qualitätsjournalismus im Netz freiwillig zu unterstützen. Die eher sporadischen Beschwerden über diese sanfte Belästigung, die mit einem einfach Klick entfernt werden kann, zeigen, dass unsere Leser verstanden haben, um was es geht: dass guter, unabhängiger Journalismus auf Dauer einfach nicht gratis zu haben ist und diese Unabhängigkeit und Qualität unterstützt werden muss. Dank dieser Einsicht unserer LeserInnen wird das Angebot von taz.de auch nach dem sehr aufwändigen Relaunch weiterhin kostenfrei bleiben, und wir setzen darauf, dass sich noch mehr Menschen für einen freiwilligen Obolus an taz.zahl ich entscheiden.

Um daran zu erinnern, haben wir einige neue Layer entworfen, die ab sofort auf taz.de eingespielt werden. Der Slogan lehnt sich an den von DOJO entwickelten Slogan unseres neuen Kinospots an: „Es wird immer einen Grund geben, auf die Straße zu gehen. taz ist keiner mehr davon. Das neue Wochenend-Abo. taz.de/testabo." Mit diesem Spruch wird das gute alte Abonnement beworben, bei dem die Zeitung ja bekanntlich bis an die Haustür gebracht wird. Die Motive der Paywahl zeigen, dass es viele Sachen gibt, für die es sich lohnt, in verschiedenster Form aktiv zu werden. Ebenso lohnt es sich, für die freie Zugänglichkeit von taz.de aktiv zu werden und seinen eigenen Beitrag zu leisten.

Aline Lüllmann