Kolumne Besser: Wählen Sie NPD!

Sie haben keine Lust auf etablierte Parteien, wollen aber Ihre Stimme nicht verschenken? Es gibt Alternativen. Erster Teil des großen Kleinparteien-Checks.

Damit ist alles gesagt. Oder? Bild: imago / schöning

Sie wollen keine der im Bundestag vertretenen Parteien wählen, halten die parlamentarische Demokratie aber eigentlich für keine ganz so schlechte Idee? Sie finden es unwürdig, an einer Veranstaltung mitzuwirken, bei der es bloß darum geht, wer sich beim nächsten Mal an der Seite von Angela Merkel zum Horst machen darf, wollen aber mit Leuten, die das Parlament für eine „Schwatzbude“ halten, nicht mal statistisch eine gemeinsame Einheit bilden?

Sie sind furchtbar gelangweilt, möchten sich aber nicht dem Verdacht aussetzen, Sie würden sich von Spiegel-Online-Kolumnisten beeinflussen lassen? Sie können. Denn es gibt Alternativen. 28 davon treten an, wenngleich nicht alle überall zu haben sind. Und für jede dieser Alternativen spricht wenigstens ein guter Grund. Im Einzelnen:

1. DKP: Bereits die Anschrift der Parteizentrale – Hoffnungstraße 18 in 45127 Essen – erzählt von allen Höhen und Tiefen der kommunistischen Idee, deren Aussichtslosigkeit nur von ihrer Vagheit und deren Zauber nur von der Tragik ihres Scheiterns übertroffen wird. Diese Idee darf nicht sterben! Wählen Sie DKP!

2. NPD: Die deutsche Politik ist dumm, hässlich und gemeingefährlich. Außerhalb Deutschlands hat sich das längst herumgesprochen (NSA!), aber noch scheuen alle die Konsequenzen. Ein Bundeskanzler Holger Apfel würde dieses Appeasement beenden. Von Washington bis Moskau, von London bis Athen wäre die größte und erfolgreichste Allianz der Weltgeschichte wieder vereint. Deutschland muss sterben! Wählen Sie NPD!

3. Tierschutzpartei: Ihr bester Kumpel ist Ihr Hund, Sie schmusen am liebsten mit Ihrer Katze und kennen jedes Steak in Ihrem Kühlschrank beim Vornamen? Muh!

4. Alternative für Deutschland: Was zuvor nur in bierseligen Runden verhandelt wurde – die Frage nämlich, ob der Euro eine Schnapsidee war –, hat diese blutjunge Partei öffentlich zum Thema gemacht. Ganz seriös, dafür steht der Name Hans-Olaf Henkel. Denn eine Politik, die sich als „alternativlos“ ausgibt, provoziert Alternativen. Etwa diese, nicht bloß für Ostdeutsche und Deutschtürken verlockende: Zurück zur D-Mark, zur Kleinfamilie und zum Libero! Wählen Sie AfD!

5. Partei der Vernunft: Eine Partei mit klangvollem Namen, die diese und dazu eine weitere tabuisierte Frage ausspricht: Ist die offizielle Version der Anschläge vom 11. September 2001 wirklich koscher? Na sehen Sie! Wählen Sie PdV!

6. Bayernpartei: Sie wollen, dass Dortmund, Stuttgart oder sogar Leverkusen auch mal Meister werden? Sorgen Sie dafür, dass der FC Bayern nur noch bayerischer Meister wird! Wählen Sie BP!

7. Bürgerrechtsbewegung Solidarität: „Wir haben das Patentrezept“, lautete beim letzten Mal das Motto. Das klang zwar großartig, wirkte aber angesichts eines hierzulande seit Walter Ulbricht nicht mehr gesehenen Selbstbewusstseins abschreckend. Diesmal heißt es so prinzipienfest wie zupackend: „Gemeinwohl statt Faschismus – Glass-Steagall jetzt!“ Holen Sie sich diesen Glass-Steagall! Wählen Sie Büso!

Besser: Sie lassen sich von taz-Kolumnisten beeinflussen. Und lesen Sie beim nächsten Mal, welche Gründe für die Piraten, die MLPD oder die ÖDP sprechen.

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

Bei wieviel Prozent liegen die Parteien? Wer hat welche Wahlkreise geholt?

▶ Alle Zahlen auf einen Blick

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