Arbeitslosenzahlen in Frankreich: Wirrwarr um die Statistik

Der Rückgang der Arbeitslosenzahlen im August ist doch nicht so spektakulär wie vom französischen Arbeitsminister angekündigt. Schuld daran ist eine technische Panne.

„Pôle Emploi“, die französische Arbeitsagentur, hat es wohl nicht so mit der Technik. Bild: reuters

PARIS afp | Wegen einer technischen Panne ist der Rückgang der Arbeitslosenzahlen in Frankreich in den Statistiken stärker ausgefallen als in Wirklichkeit. Das Arbeitsministerium räumte am Montagabend ein, dass tausende Arbeitslose fälschlicherweise von den Listen der Arbeitsämter gestrichen wurden, weil sie nicht rechtzeitig zur Rückmeldung bei den Ämtern aufgefordert worden waren. Ohne eine "Störung" beim Mobilfunkanbieter SFR, der die Erinnerungsnachrichten verschickt, wäre die Zahl der Arbeitslosen im August nicht wie angegeben um 50.000 gesunken, sondern nur um 22.000 bis 29.000.

Das Arbeitsministerium hatte vergangene Woche bekanntgegeben, dass die Zahl der Arbeitslosen im August um 50.000 auf 3,23 Millionen zurückgegangen war. Zuvor war die Arbeitslosigkeit 27 Monate in Folge gestiegen und hatte den historischen Höchstwert von 3,28 Millionen erreicht. Der vermeldete Rückgang war der stärkste in einem Monat in knapp 13 Jahren. Das Arbeitsministerium räumte aber ein, dass „außergewöhnlich“ viele Arbeitslose von den Listen der Arbeitsämter wegen Nicht-Rückmeldung gestrichen worden seien – 77.500 mehr als im Juli.

Von den Listen werden jene Arbeitslosen gestrichen, welche die Arbeitsämter nicht fristgerecht über ihre aktuelle Situation informieren. Die Opposition zog daher die offiziellen Zahlen in Zweifel und sprach sogar von „statistischer Manipulation“. Arbeitsminister Michel Sapin ließ daraufhin überprüfen, warum so viele Arbeitslose von den Listen gestrichen wurden. Als Ursache wurde nun eine technische Panne bei SFR ausgemacht.

Arbeitslose werden in Frankreich per SMS oder automatischer Sprachnachricht fünf Tage vor Ablauf der Frist darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich bei den Ämtern zurückmelden und Angaben zu ihrer Beschäftigungssituation machen müssen. SFR räumte ein Problem beim Verschicken dieser SMS an einem Tag ein. Der Chef der Gewerkschaft CFDT, Laurent Berger, bezeichnete die technische Panne am Dienstag im Sender France Inter als „skandalös“.

Das Arbeitsministerium betonte, auch ohne die technische Panne sei der Rückgang der Arbeitslosenzahlen um zwischen 22.000 und 29.000 „sehr bedeutsam“. Es handle sich um den stärksten Rückgang seit Dezember 2007. Die sozialistische Regierung von Präsident François Hollande hat es zu einem zentralen Ziel ihrer Politik erklärt, den Anstieg der Arbeitslosigkeit bis Jahresende dauerhaft zu stoppen und die Zahl zu senken.

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