Kölner Zentralmoschee: Ohrfeige für Günter Wallraff

Der türkische Islamverband Ditib reagiert auf Kritik: Der Kölner Bau gehe voran, von „rückwärtsgewandter Verkitschung“ könne keine Rede sein.

Eher schlicht als kitschig: Besucher betrachten den provisorischen Gebetsraum am „Tag der Offenen Moschee“. Bild: dpa

BERLIN taz | Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat der Bauherr der Kölner Zentralmoschee auf Kritik des Kölner Publizisten Günter Wallraff reagiert. Der Vorstand des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib wirft ihm und dem Kölner Kardinal Meisner in einer Erklärung „Einfalt“, „Bevormundung“ und „Unterstellungen“ vor.

Zugleich lädt der Moscheeverband die beiden Kritiker zu einer Führung durch das Gotteshaus und das angeschlossene Gemeindezentrum ein, um sich ein Bild der baulichen Fortschritte zu machen.

Wallraff hatte am Montag den türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan dafür verantwortlich gemacht, dass es auf der Baustelle der Kölner Zentralmoschee im Bezirk Ehrenfeld nicht so recht vorangehe. Er warf dem Verband vor, eine „rückwärtsgewandte Verkitschung des Innenausbaus“ anzustreben, die mit den Plänen des ursprünglichen Architekten Paul Böhm nichts mehr zu tun hätten.

Meisner hatte im September mit Blick auf die geplanten Ladenräume und Büros auf dem Gelände der Moschee vor dem Entstehen einer türkischen „Parallelgesellschaft“ gewarnt.

Platz für 1.200 Männer und 400 Frauen

Der Ditib-Verband stellt jetzt klar, dass Böhm, von dem der Entwurf der Moschee stammt, von Anfang an nicht mit der Innengestaltung beauftragt worden sei. Dafür sei ein Innenarchtitekt zuständig. „Es ist betrüblich, wenn Akteure, die sich öffentlich zum Moscheebau äußern, keine unserer persönlichen Einladungen angenommen haben“, heißt es weiter in der Erklärung, die auf der Webseite des Verbands veröffentlicht wurde.

Erst vor einigen Wochen, zum „Tag der offenen Moschee“ am 3. Oktober, waren Tausende Besucher zu dem halbfertigen Bau gekommen, hatten durch die Bauzäune hindurch fotografiert oder den großen Konferenzsaal besichtigt. Alle Räume sind allerdings noch nicht fertiggestellt.

So wird wegen der Bauarbeiten derzeit noch in provisorischen Räumen gebetet. In dem Gebetsraum sollen einmal 1.200 Männer und 400 Frauen Platz finden. Wegen eines schwelenden Streits um Baumängel kam es auf der Baustelle zuletzt jedoch fast zum Stillstand, ein gerichtliches Gutachten ist noch in Arbeit.

Die geplante Eröffnung der Moschee im Jahr 2014 sei aber „auf einem guten Weg“, gibt sich der Verband trotzdem optimistisch. Einzelne Teile des Baus, etwa der Verwaltungstrakt, sollen in Etappen eröffnet werden. Auch der Gebetssaal werde in Abschnitten fertiggestellt und „über die Jahre wachsen“, so der Verband. Das Credo bei Moscheebauten dürfe aber nicht lauten: „Die Moschee ist in Ordnung, solange Christen sie bauen, gestalten und im Auge behalten!“

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