Zehn Schritte zum „Nipster“ : Hipster unterm Hakenkreuz
Unradikales Auftreten erleichtert es Nazis, Nachwuchs zu rekrutieren. Wie wird man hip? Eine Handreichung für die nationale Jugend.
Lieber Neonazi, es ist ja klar: Einerseits soll jeder verstehen, du bist rechts. Und deine Symbolik dafür klaust du dir seit Jahren von anderen Subkulturen zusammen. Doch ist sie nicht oft ein wenig arg simpel? Ein N für „national“ auf dem New Balance Schuh, vier Fünftel der NSDAP auf dem Lonsdale-Pulli – da verhauen dich die Antifas doch schon auf dem Weg zur Demo!
Deswegen: Komm zu den Nipstern! Sie übernehmen die Zeichen der Hipster. Du wirst endlich cool und tust gleichzeitig etwas für die Gemeinschaft. Denn das unradikale Auftreten erleichtert die Nachwuchsrekrutierung. Deine Gesinnung bleibt, nur deine Zeichen werden subtiler. Komm zu den Kameraden, die seit Neuestem mit Röhrenjeans und Jutebeutel zum Gedenkmarsch gehen. Hier sind zehn Tipps, was du tun musst, um dazuzugehören.
Schritt 1: Such dir die richtigen Freunde bei Instagram und Tumblr. Doch probiere es nicht mit dem Hashtag #Nipster, denn wie bei den Hipstern auch, bezeichnet sich der echte Nipster niemals selbst als solcher. Doch mit den einschlägigen Begriffen „Zensur“, „Deutsche“ oder „Volkstod“ findest du die Grafiken, die du sucht. Populär ist etwa die kunstvolle Illustration von Karl Marx und Friedrich Engels mit dem flotten Spruch: „Bärtige Fotzen alle beide“.
Schritt 2: Bedenke, der Bart ist ein Muss für jeden Hipster. Doch wenn du überlegst, dir einen stehen zu lassen, sei vorsichtig. Der Nipster braucht nämlich einen ordentlich getrimmten Bart, nicht so wie die zotteligen Vollbarthippies. Du willst ja nicht aussehen wie ein Taliban.
Schritt 3: Kauf dir gute Jute. Viel Aufsehen erregte der Stoffbeutel „Bitte nicht schubsen, ich hab einen Joghurt im Beutel“ eines Kameraden auf dem Magdeburger „Trauermarsch“ im Januar. Ironische Sprüche kommen gut, am besten in Runen-ähnlicher Schrift. Zusammen mit einer klaren Grafik, ist deine Tasche dann ein Hit. Nipster stehen auf klares Design und geometrische Formen. Und da ist das Hakenkreuz ganz vorne mit dabei.
Schritt 4: Überdenke deine Markenpolitik! Schmeiß die schwarze Sonnenbrille in den Müll, Neonfarben kommen diesen Sommer. Dazu Gürteltaschen von Eastpack, Windbreaker von Jack Wolfskin oder North Face. Nordgesicht – das lässt sich auch namentlich germanisch gut begründen. Selbst die Adidas Sambas sind gut. Denn Adidas war deutsch, ist deutsch, bleibt deutsch.
Schritt 5: Feiere „Boy London“. Selten hat es ein Label aus Großbritannien geschafft, die Nazisymbolik so gut nachzuahmen. Lonsdale und New Balance spielten der rechten Bewegung Buchstaben zu, Fred Perrys Lorbeerkranz passte auch hervorragend. Aber das Logo des Hipsterlabels „Boy London“ sieht dem Parteiadler der NSDAP wirklich zum Verwechseln ähnlich. Anstatt auf einem Kranz mit Hakenkreuz sitzt der Labeladler auf dem O des Schriftzugs „boy“.
Schritt 6: Fahre in den Wald. Hipsterische Indiebands fahren in den Wald, um ihre Musikvideos zu drehen. Es ist billig, ungestört und irgendwie hat es etwas Mystisches. Mache auch du Bilder von dir im Wald und lade sie auf Facebook hoch. Die einschlägigen Nipsterseiten machen es vor, denn auf den deutschen Wald waren die Nazis schon immer stolz.
Schritt 7: Go vegan. Du weißt, Naturschutz ist Heimatschutz – auch Hitler war Vegetarier. Vegan werden ist vielleicht schwierig, aber du findest Rezepte und Unterstützungen auf rechten Kochblogs die von der Aufmachung her auch von peta2 sein könnten. Doch zu den Rezepten findest du Hinweise wie diese: „Kauft keine Nestlé-, Coca-Cola-, Kraft-, Unilever- und Israel-Wixxe! Viel Spaß und guten Hunger!“ Da bist du richtig.
Schritt 8: Wechsle deine Lieblingsband, wenn sie im Mainstream angekommen ist. Schließlich hast du sie schon entdeckt, als sie noch „real“ waren und sie noch niemand kannte, und da waren sie ja noch ganz anders. Denn spätestens wenn sie sagen, sie seien unpolitisch, musst du dich trennen. You <\3 Frei.Wild.
Schritt 9: Gründe dein eigenes Modelabel. Ob Ansgar Aryan oder Thor Steinar, gib deinem Label einen möglichst deutschen Namen, gerne auch mit Naturbezug. Adolf Ameise und Thilo Stein warten nur darauf, gegründet zu werden.
Schritt 10: Pose am Berliner Holocaustmahnmal. Nimm einen Freund mit oder mach ein Selfie von dir. Du kannst dir auch Accessoires mitnehmen, eine Deutschlandfahne geht immer. Wenn du keine zur Hand hast, nimm eine Kartoffel oder eine Autobahn mit und dann mach aus dem Denkmal Deine National Befreite Zone. #yolocaust