Demonstrieren für den Frieden: Verschwörung am Montag

Auf „Friedenskundgebungen“ treffen sich Menschen aus verschiedensten politischen Lagern und fordern den Weltfrieden. Ihre Themen: Verschwörungstheorien und rechtslastige Thesen.

Eint verschiedene politische Lager: Montagsdemonstration in Hamburg. Bild: dpa

HAMBURG taz | Weltfrieden und Nachhaltigkeit. Am heutigen Montag will die „Mahnwache Hamburg“ wieder am Jungfernstieg für diese Anliegen werben. Weder rechts, noch links seien sie, sagt Initiator Henrik Hanssen, auch nicht politisch organisiert. In verschiedenen norddeutschen Städten plant die neue „Friedensbewegung 2014“ Kundgebungen.

Auf der Hamburger Reesendammbrücke stehen am vergangenen Montag Punks neben Anzugträgern und alternativ Gekleideten, sitzen Hippies neben Hipstern auf dem Fußweg. Ein einheitliches Bild, oder gar eine gemeinsame Meinung liefern die etwa 100 Teilnehmer nicht.

Am offenen Mikrofon sprechen sie über die Kriegsgefahr in der Ukraine oder warnen vor der Einführung von genmanipuliertem Mais, sie klagen über Strahlen und Atomenergie, Chemtrail und Impfung und wünschen sich Herzlichkeit statt Hass, Liebe statt Feindschaft.

Eine Annahme eint sie aber: Hier, bei der Mahnwache, scheint die Meinung vorzuherrschen, dass die Medien die Wahrheit verschweigen, um Manipulationen im Weltgeschehen zu ermöglichen. „Sind sie von der freien Presse?“, fragt sofort ein junger Mann. Glaubt nicht den Medien, heißt es in den Videos von den Mahnwachen.

Auf einem Plakat steht: „In der BRD werden die nicht gleichgeschalteten Bürger einfach abgeschaltet“. Ein Beispiel: „Eva Hermann“. Die NDR-Moderatorin musste nach Aussagen zur Familienpolitik im Nationalsozialismus den Sender verlassen. Von diffusen Verschwörungsvorstellungen scheinen einige Friedensbewegte schnell zu rechten Ressentiments zu gelangen.

Schon die erste Kundgebung der „Friedensbewegung“ in Berlin am Ostermontag löste Kritik aus. Waren doch Jürgen Elsässer, Herausgeber des rechtslastigen Magazins Compact, und auch Andreas Popp, Autor mit Verschwörungsideen, als Redner geladen. Beide eint, dass sie Begriffe wie links und rechts für historisch überholt halten.

Hamburg ist nicht Berlin, sagt Hanssen. Der Physikstudent sagt aber auch: Man sei miteinander verbunden und finde auch, man müsse raus aus dem „Links-rechts-Schema“. Bei vielen Mahnwachen klingt jedoch durch, wen einige Redende für die kapitalistische Welt mit ihrem Geld- und Zinsverkehr verantwortlich machen. In einer Rede zitiert Hanssen einen Satz von Henry Ford: „Würden die Menschen verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution.“ Bis heute ist der Pionier der Autoindustrie wegen seiner antisemitischen Schriften umstritten. Eine Rednerin wird deutlich: Sie spricht von Politikern als die „Vasallen der Rothschilds“. Der Familie Rothschild, die im Finanzwesen tätig ist, wird von den verschiedensten Verschwörungstheoretikern vorgeworfen, Träger einer jüdischen Weltverschwörung zu sein.

Ein Plakat ziert ein Zitat des patriotischen Dichtersoldaten Theodor Körner: „Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten. Vom Feind bezahlt (...). Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott!“

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