Immobiliendeal mit Springer: Bezirksamt in Verlag verlegt

Die Finanzbehörde kauft vom Springer-Verlag große Teile seines Stammsitzes. In das Gebäude soll dann 2017 das Bezirksamt Mitte einziehen.

Wird die neue Heimat des Bezirksamts Mitte: das Axel-Springer-Haus. Bild: DPA

HAMBURG taz | Das Bezirksamt Mitte zieht mit seinen rund 1.000 MitarbeiterInnen in den derzeit weitgehend leer stehenden Zentralkomplex des Axel-Springer-Verlages zwischen Kaiser-Wilhelm-Straße und Caffamacherreihe. Vermutlich im Jahr 2017 soll der Auszug aus den City-Hochhäusern am Klosterwall vonstatten gehen.

Dazu kauft die Stadt von Springer den 55.000 Quadratmeter umfassenden Gebäudekomplex – von dem rund 30.000 für das Bezirksamt genutzt werden sollen – nach Informationen der taz für rund 125 Millionen Euro. Ein entsprechender Vorvertrag wurde von beiden Seiten am Montag unterzeichnet. Voraussichtlich Ende des Jahres wollen die Vertragspartner nach ein paar weiteren Detailprüfungen dann ihre rechtsgültige Unterschrift geben.

Bislang war geplant, das Bezirksamt ein Jahr später – also 2018 – in einem noch zu errichtenden Neubau am Schultzweg nahe des Hühnerpostens am Hauptbahnhof unterzubringen. Diese Pläne sind nun vom Tisch.

Der Springer-Komplex steht weitgehend leer, seit der Verlag seine Mitarbeiterschaft zu Lasten Hamburgs immer mehr am Standort Berlin konzentriert. Dass Hamburg vom Springer-Verlag auf absehbare Zeit aber nicht ganz aufgegeben wird, ist ebenfalls Bestandteil des am Montag eingetüteten Deals: „Teil der Vereinbarung ist, dass Axel Springer seine noch in Hamburg ansässigen Medientitel und Geschäftsfelder weiterhin“ in Hamburg betreibe und die Hansestadt damit neben Berlin „wichtigster Standort des Verlagshauses“ bleibe, freut sich Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD).

Bereits seit 2008 wird aktiv nach einem neuen Standort für das Bezirksamt Mitte gesucht. Die nach dem Krieg errichteten City-Hochhäuser am Klosterwall sind ein Sanierungsfall, hoch belastet mit giftigen Baustoffen.

Ins Überseequartier in der Hafencity sollte die Bezirksverwaltung ursprünglich umziehen. Ein Standort dort erwies sich aufgrund der horrenden Grundstückspreise aber als zu teuer.

Für einen Neubau am Schultzweg, nahe dem Hühnerposten, sei die Entscheidung nun gefallen, gab Bezirkschef Andy Grote (SPD) Ende April 2013 bekannt. Mit dem Bau sollte eigentlich bereits im laufenden Jahr begonnen werden, bis zuletzt liefen die Gebäudeplanungen auf Hochtouren.

Der Immobiliendeal beschleunigt zudem den Auszug des Amtes aus den City-Hochhäusern am Hauptbahnhof. Da nicht erst neue Gebäude erstellt werden müssen, kann die Umsiedlung der rund 1.000 BehördenmitarbeiterInnen bereits 2017, ein Jahr früher als geplant, vonstatten gehen. Auch der von der Finanzbehörde empfohlene Abbruch der City-Hochhäuser und die anschließende Neuverwertung des Filetstück-Geländes in bester Lage könnte dann schon früher, unmittelbar nach dem Auszug der Finanzbehörde, anlaufen. Voraussetzung ist aber eine Zustimmung des Senats, da das Ensemble denkmalgeschützt ist und die Kulturbehörde es gern erhalten würde.

„Wir können dem Bezirksamt mit dem Kauf der Immobilie einen sehr geeigneten und attraktiven neuen Standort in City-Nähe bieten“, sagt Tschentscher, der den Daumen darauf gehalten hat, dass sich der Deal für die Stadt auch finanziell lohnt. Nach Berechnungen seiner Behörde wird die Inklusivmiete nach dem Standortwechsel von heute 5,8 Millionen Euro pro Jahr auf dann rund 5,2 Millionen sinken. „Am Klosterwall laufen uns einfach die Sanierungs- und Nebenkosten davon“, erklärt Behördensprecher Daniel Stricker, warum die Miete sinkt, obwohl die Stadt erst mal einen dreistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen muss.

Einen Teil dieser Summe – mindestens 40 Millionen – will sich die Stadt dann von den Investoren wiederholen, die das freiwerdende Gelände am Klosterwall überplanen sollen.

Viel teurer wäre der geplante Neubau am Schultzweg gewesen. Hier hätte die Stadt 7,0 Millionen Euro Miete pro Jahr von sich selbst kassieren müssen, um die Baukosten zu refinanzieren.

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