Hausräumung in Mitte?

■ Nach Todesfall Großeinsatz der Polizei in der Linienstraße 158

Die besetzen Häuser der Linienstraße 158/159 im Bezirk Mitte standen gestern abend kurz vor der Räumung. Ein unter Alkoholeinfluß stehender 21jähriger Pole war am Dienstag aus dem Fenster in der zweiten Etage eines der besetzten Häuser gefallen und gestorben. Wie die Polizei mitteilte, liegen keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden vor.

Bei den Ermittlungen vor Ort erlitt ein Polizist zudem einen Bänderiß, als eine morsche Leiter unter ihm zusammenbrach, über die er das besetzte Haus betreten wollte. Die Unfälle wollten Innenverwaltung und Polizei gestern offensichtlich zum Anlaß nehmen, in der Linienstraße reinen Tisch zu machen.

Nach den Unfällen hatte Baustadträtin Karin Baumert (PDS) gestern nachmittag eine Begehung der Häuser mit der Bauaufsicht vorgenommen. Die Beamten kamen mit massiver Polizeiunterstützung. Zum Höhepunkt des Einsatzes standen 20 Mannschaftswagen vor den Häusern. Zwei Lkw und ein Bagger waren zur Stelle. Das Gelände war weiträumig abgesperrt.

Die Bauaufsicht wollte offiziell feststellen, ob die Bausubstanz erhebliche Mängel aufweise, die eine Räumung rechtfertigen würden, sagte ein Polizeisprecher. Die BesetzerInnen waren zu der Zeit alle in den Häusern.

Die Häuser in der Linienstraße wurden bereits 1990 besetzt. Eigentümerin ist die Münchner Firma Thies & Launicke. Sie versuchte bereits im Sommer vergangenen Jahres, die Häuser durch einen privaten Bautrupp mit Unterstützung der Polizei zu räumen. Daraufhin hatte das Amtsgericht eine einstweilige Verfügung gegen die Räumung verhängt, woraufhin die BesetzerInnen auf Verfügung des Gerichts zunächst weiter in den Häusern wohnen durften.

Bei Redaktionsschluß war noch nicht klar, ob die besetzten Häuser geräumt worden sind. Frank Fölsch/Julia Naumann