Champions League: Schalke hat auch gewonnen

In der Nachspielzeit schlägt Schalke 04 unter neuem Trainer Sporting Lissabon. Barcelona siegt ebenfalls. Und, ach ja, Bayern schießt ein paar Tore.

Sechs aus elf bei sieben Toren: Mario Götze, David Alaba, Juan Bernat, Jerome Boateng and Robert Lewandowski und Xabi Alonso feiern Bild: dpa

ROM/GELSENKIRCHEN/BERLIN dpa | Der FC Bayern ist mit dem höchsten Auswärtssieg seiner Europapokal-Geschichte auf dem Weg ins Achtelfinale. Beim chancenlosen AS Rom gewann der deutsche Rekordmeister mit sehenswerten Toren und feinen Kombinationen 7:1 (5:0). Arjen Robben (9. Minute/30.), Mario Götze (23.), Robert Lewandowski (25.) und Thomas Müller (Handelfmeter/36.) sorgten am Dienstagabend schon vor der Pause für die Entscheidung, Gervinho (66.) traf für die Römer. Frank Ribéry (78.) und Xherdan Shaqiri (80.) sorgten für den Endstand.

Sieben Tore in Italien, das war noch keiner deutschen Mannschaft gelungen. „Wir haben insbesondere in der ersten Halbzeit überragend gespielt“, sagte Müller dem Sender Sky. Angeführt von den herausragenden Robben und Philipp Lahm boten die Bayern nach vier Siegen und 16:0 Toren in der Fußball-Bundesliga auch in der Königsklasse eine Gala-Vorstellung. „So einen Abend muss man genießen, aber lass uns mit zwei Füßen auf dem Boden bleiben und weiter arbeiten“, sagte Robben.

Vor 62.292 Zuschauern im erstmals seit Jahren ausverkauften Olympiastadion kassierte der hoffnungslos unterlegene AS Rom hingegen seine höchste Heimniederlage in der Champions League. Der italienische Tabellenzweite war zuvor in fünf von sieben Spielen der Serie A ohne Gegentor geblieben. Bayern-Schlussmann Manuel Neuer musste nach 813 Vereinsminuten bei nachlassender Konzentration seiner Vorderleute wieder ein Gegentor hinnehmen. Mit neun Punkten ist München klarer Tabellenführer der Gruppe E vor Rom (4) und Manchester City (2).

Der erste gelungene Bayern-Angriff brachte nach altbekanntem Erfolgsrezept die Führung. Robben schlenzte nach Doppelpass mit Lahm den Ball in die lange Ecke, Francesco Totti ging nicht mit und auch Ashley Cole war zu zögerlich. Nach Wiederanstoß ging es sofort mit dem hohen Tempo weiter: Manuel Neuer musste gegen Gervinho schon eine Glanztat zeigen, um den postwendenden Ausgleich zu verhindern.

Demütigung

Dann aber spielte nur noch Bayern: Robben und Lahm harmonierten auf dem rechten Flügel glänzend und nutzten den Platz, den ihnen die Gastgeber boten. Die Bayern konnten zunehmend nach Belieben kombinieren und zeigten beim 2:0 feinen Fußball, ohne dass der Gegner zu sehr störte. Götze traf nach Doppelpass mit Thomas Müller. Wenig später legte Lewandowski per Kopf nach Flanke von Juan Bernat unbedrängt nach, die Roma-Abwehr schaute nur zu.

Die Demütigung der Römer ging mit Robben weiter, der aus halbrechter Position zum 4:0 traf. Nach Handspiel von Kostas Manolas erhöhte Müller per Strafstoß auf 5:0. Echten Münchner Torjubel gab es da schon keinen mehr. In der zweiten Hälfte agierten die Bayern nicht mehr so konzentriert, Neuer war nun gefordert. Zunächst rettete der Pfosten, dann er selbst gegen Gervinho, der vier Meter vor ihm stand. Gervinho traf dann aus stark abseitsverdächtiger Position zum Ehrentreffer. Die Bayern schalteten nun einen Gang hoch; das reichte, damit der eingewechselte Ribéry und Shaqiri locker erhöhten.

Ganz so locker lief es für Schalke nicht. Unter dem neuen Trainer Roberto Di Matteo hat sich das Team eher zum ersten Saisonsieg in der Champions League gezittert. Der Fußball-Bundesligist aus Gelsenkirchen kam am Dienstag gegen Sporting Lissabon zu einem glücklichen 4:3 (1:1)-Erfolg in der Nachspielzeit. Der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting machte mit einem unberechtigten Handelfmeter (90.+3) den schmeichelhaften Sieg perfekt. Zuvor trafen Chinedu Obasi (34. Minute), Klaas-Jan Huntelaar (51.) und Benedikt Höwedes (60.). „Am Ende hatten wir sehr viel Glück, normalerweise gewinnst du das nicht mehr“, sagte Huntelaar Sky. „Wir haben uns vorher gesagt, dass heute nur die drei Punkte zählen. Umso erleichterter sind wir“, betonte Höwedes.

Denn Nani (16.) und Adrien Silva (64./Foulelfmeter/78.) hatten das zwischenzeitliche 3:3 für die Gäste herausgeschossen, die von der 33. Minute an wegen einer Gelb-Roten Karte gegen Maurício in Unterzahl spielen mussten.

Völlig unnötig

Vor dem Siegtreffer sprang Adrien Silva der Ball an den Kopf und nicht an den Arm, wie fälschlicherweise vom russischen Schiedsrichter Sergej Karrasew auf Intervention des Torrichters entschieden. Den Schalkern war's egal: Mit dem Last-Minute-Erfolg verbesserten sie mit nun fünf Punkten ihre Ausgangslage im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale enorm. „Es war völlig unnötig, dass wir das Spiel wieder offen gemacht haben. Umso schöner, dass ich den noch reingemacht habe“, sagte Siegtorschütze Choupo-Moting.

Bei seiner Rückkehr auf die Champions-League-Bühne veränderte Di Matteo die Schalker Startelf im Vergleich zum 2:0-Bundesliga-Sieg gegen Hertha BSC nur moderat. Choupo-Moting erhielt zunächst eine Pause, für ihn spielte Obasi von Beginn an. Marco Höger kam im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, dafür rückte Dennis Aogo auf die linke Abwehrseite. Christian Fuchs saß nur auf der Bank.

Und Aogo war auch gleich an zwei entscheidenden Szenen beteiligt. Zunächst köpfte er vor dem 0:1 bei einer Flanke den Ball unbedrängt ins Aus. Joao Mario trat den Eckball flach und langsam in die Mitte, wo die Schalker Hintermannschaft pennte. Nani schaltete am schnellsten und schoss einen leicht abgefälschten Kullerball dem Schalker Schlussmann Ralf Fährmann durch die Beine ins Tor.

Im Gegenzug verfehlte Julian Draxler mit einer Direktabnahme nur knapp das Tor (17.). Die Schalker bemühten sich um Struktur im Spielaufbau, agierten aber zeitweise zu verhalten und unkonzentriert. Doch nach dem Platzverweis für Maurício, der nach einem ungestümen Einsatz gegen Höger zurecht Gelb-Rot sah, trat Aogo den Freistoß in den Strafraum, wo Obasi per Kopf erfolgreich war.

Angeschlagen

Der Champions-League-Sieger von 2012 hatte nach dem bislang wenig berauschenden Auftritt der Königsblauen in der Königsklasse mit zwei Punkten aus den ersten beiden Partien die Vergleiche mit Lissabon als „vielleicht entscheidend“ eingestuft. Realistisch betrachtet kämpfen die Schalker um den zweiten Platz in der Gruppe hinter dem FC Chelsea.

Choupo-Moting kam nun für den angeschlagenen Kevin-Prince Boateng. In Überzahl entfachten die Gastgeber nun mehr Druck und wurden schon früh belohnt. Draxler passte auf Obasi, der direkt auf Huntelaar weiterleitete. Der Niederländer zögerte nicht lange und schloss unhaltbar mit seinem 44. Europapokaltor im 67. Einsatz ab.

Als Höwedes wenig später per Kopf auf 3:1 erhöhte, schien eine Vorentscheidung gefallen. Aber nur drei Minuten nach seiner Torvorlage für Höwedes trat der 19 Jahre alte Kaan Ayhan im eigenen Strafraum André Carrillo auf den Fuß – und Adrien Silva verkürzte per Strafstoß auf 3:2. Ein Durcheinander in der Schalker Abwehr ermöglichte dem Mittelfeldspieler sogar das 3:3. Als sich alle schon mit dem bitteren Remis abgefunden hatten, pfiff der Unparteiische zum Schrecken der Portugiesen Elfmeter – und Choupo-Moting verwandelte.

Noch mehr Tore

Mit zumindest etwas weniger Treffern begnügte sich der FC Barcelona – und musste am Ende zumindest ein paar Minuten leicht zittern. Der spanische Tabellenführer setzte sich vier Tage vor dem Clásico gegen Real Madrid mit 3:1 (2:0) gegen Ajax Amsterdam durch. Nach dem zweiten Sieg im dritten Gruppenspiel bleiben die Katalanen mit sechs Punkten auf Platz zwei in der Gruppe F. Paris St. Germain (7) verteidigte mit einem 1:0 (0:0) auf Zypern gegen Apoel Nikosia fast in letzter Minute durch einen Treffer von Edinson Cavani (87.) den ersten Platz.

Im Fernduell mit dem FC Schalke zeigte der FC Chelsea keinerlei Schwäche und zelebrierte den höchsten Heimsieg in einer Gruppenphase der Champions League. An der heimischen Stamford Bridge fertigte der Premier-League-Tabellenführer und Champions-League-Gewinner von 2012 NK Maribor aus Slowenien mit 6:0 (3:0) ab. Loïc Rémy (13.), Didier Drogba (23./Handelfmeter), John Terry (31.) und ein Eigentor von Mitja Viler (54.) sowie Eden Hazard (77./Elfmeter, 90.) sorgten für klare Verhältnisse, auch wenn Chelsea unter anderem auf André Schürrle und Diego Costa verzichten musste. Maribor vergab nach gut einer Stunde einen Elfmeter. In der Gruppe G verteidigte Chelsea mit nunmehr sieben Punkten die Führung vor Schalke (5).

In der Staffel E, die die Bayern mit neun Punkten aus drei Partien anführen, verpasste Englands Meister Manchester City (2), sich den Münchnern etwas mehr zu nähern. Trotz einer 2:0-Führung kam der Premier-League-Champion bei ZSKA Moskau nicht über ein 2:2 hinaus. Die Russen holten damit ihren ersten Punkt, bleiben aber Letzter. Manchester ist Dritter hinter dem FC Bayern und dem AS Rom (4).

Für die dritte Torgala des Abends sorgte Donezk in Borissow. In der elften Minute leitete Alex Texeira den Torreigen ein. Gleich viermal trug sich danach Adriano (28/Elfmeter, 36., 40., 44.) in die Torschützenliste ein. Zwischendurch war Douglas Costa (35.) für das mit Südamerikanern gespickte Team aus Donezk erfolgreich gewesen.

Schon zur Pause verließen ungläubige und geschockte BATE-Fans das Stadion. Sie verpassten das fünfte Tor von Adriano (82./Elfmeter). Mit dem 7:0 übertrafen die Ukrainer ihre bisher höchsten Auswärtssiege in einem UEFA-Wettbewerb mit jeweils 5:1, zuletzt im August 2000 beim FC Levadia Maardu in der zweite Qualifikationsrunde der Champions League.

Im zweiten Match der Gruppe H gewann Spitzenreiter FC Porto mit 2:1 (1:0) gegen Athletic Bilbao und verteidigte mit nun sieben Punkten die Tabellenführung vor dem neuen Zweiten aus Donezk (5).

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