Herzogs Botschaft

■ Bundespräsident sagt Rede bei zentraler BdV-Gedenkstunde ab

Berlin (taz) – Bei der zentralen Gedenkstunde zu „50 Jahre Vertreibung“ des „Bund der Vertriebenen“ (BdV) wird Bundespräsident Roman Herzog nicht sprechen. Abgesagt hatte er schon im vergangenen Jahr; aus „terminlichen Gründen“.

Die Veranstaltung findet am 28. Mai in der traditionsreichen Paulskirche in Frankfurt statt. Sie steht unter dem Motto „Flucht, Deportation, Vertreibung – Unrecht bleibt Unrecht“. Als Hauptredner spricht Innenminister Manfred Kanther, in dessen Ressort die Vertriebenenpolitik angesiedelt ist.

Die Terminprobleme interpretierte die Landsmannschaft Ostpreußen als einen Affront gegen die drei Millionen Toten und 14 Millionen aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen. „Es hätte dem Bundespräsidenten gut angestanden, den traurigen Anlaß zum Gegenstand einer beherzten Aktion des solidarischen Schulterschlusses werden zu lassen“, heißt es in ihrem Presseorgan auf der ersten Seite; es folgen viele zustimmende Leserbriefe.

Der BdV hingegen ist bemüht, die Absage des Bundespräsidenten runterzustapeln. Bisher habe bei den BdV-Veranstaltungen zum Kriegsende noch nie ein Bundespräsident gesprochen, sondern immer der für sie zuständige Minister. Obendrein sei der Gedenktermin ohne Absprache mit dem Präsidialamt vom BdV festgelegt worden, erläuterte Pressesprecher Stratmann. Ähnlich argumentiert auch die Landsmannschaft der Sudentendeutschen, die ihren für sie viel wichtigeren traditionellen Heimattag über Pfingsten in München feiert. „Wenn der Bundespräsident keine Zeit hat, hat er eben keine Zeit.“

Viel schmerzhafter hingegen ist für die Mitgliedsverbände des BdV, daß der Bundespräsident auch der zentralen Veranstaltung „45 Jahre Charta der Heimatvertriebenen“ am 6. August aus „terminlichen Gründen“ fernbleiben wird. Der in der Charta ausdrückliche erklärte Verzicht auf Gewalt bei der Durchsetzung des Rechts auf Rückkehr trug wesentlich zu der Integration der Vertriebenen in Westdeutschland bei. Beim 40. Jahrestag ergriff noch Bundeskanzler Helmut Kohl das Wort, beim 45. Jahrtag ist nun die zweite Reihe dabei. aku