20. September – 4. Oktober 2017: Iran Pilgerstätten (Mashhad)

Reiseleiter Djavad Mohagheghi

Mashhad: Das Grabmal von Imam Reza, dem 8. schiitischen Imam, ist der bedeutendste schiitische Wallfahrtsort in Iran Bild: Archiv

Mashhad – Torbat-e Jam – Bastam – Teheran/Schahr-e-Rey – Hamadan – Kermanschah

Bei dieser Reise erleben Sie die schiitische Volksgläubigkeit in Iran beim Besuch von recht unterschiedlichen religiösen Pilgerstätten, und lernen die Vielfalt der persischen Kultur und Geschichte kennen, etwa beim Besuch der jüdischen Gräber von Esther und Morchedai in Hamadan oder der eleganten Grabanlage für den großen Dichter Khayyam. Dafür durchqueren Sie Iran vom äußersten Osten (Mashhad) über Teheran bis in den Südwesten nach Kermanschah – beeindruckende Bauwerke und Landschaften liegen auf dem Weg.

PROGRAMM

PREISE UND LEISTUNGEN

LITERATUR ZUM EINLESEN

 

PREIS: ab 3.170 Euro (DZ/VP/Flug)

Buchungsschluss: 20. August (wegen Visum)

VERANSTALTER:

Orient Express, Göttingen, 

Tel: 0551 - 486652, hartmut.niemann@orientexpress-online.com

Die Reise kann nur beim Veranstalter gebucht werden.

Zentrales Merkmal des schiitischen Islam ist die besondere Stellung der Nachkom- men aus der Familie des Propheten Mohammed, genauer: der Nachkom- men von Ali, dem Schwiegersohn des Propheten und 4. Kalifen aller Moslems, der von den Schiiten als 1. Imam betrachtet wird. Die Hochachtung gegenüber diesen Nachkommen des Propheten zeigt sich in zehntausenden Bauwerken und Kultstätten, in zahlreichen Zeremonien und Ritualen. Sie spielen noch heute im alltäglichen Leben eine wichtige Rolle, wie Sie bei der Reise erleben werden.

Djavad Mohagheghi, Ingenieur, Mitglied der Islamkonferenz, Halal-Gutachter, Vorstand IZ Hannover

 

 

Zu den wichtigsten religiösen Gedenk- tagen gehört die Erinnerung an das Martyrium von Hossein, dem jüngeren Sohn Alis und der Prophetentochter Fatima, der im Jahre 680 n. Chr. am Tag Ashura (dem 10. Tag des islamischen Monats Moharram) von seinen innermuslimischen Gegnern bei Kerbela im heutigen Irak getötet wurde und als 3. Imam der Schiiten gilt.

Achura-Umzug in Teheran Bild: Hartmut Niemann

Diesem Ereignis wird daher jährlich auf verschiedene Weise gedacht: Im gesamten Monat Moharram findet man Gedenkveranstaltungen mit Erzählungen über die Lebensweise des Imam, Trauerumzüge durch die Straßen und Passionsspiele, außerdem bieten viele Familien, Hausgemeinschaften und Gemeinden Mahlzeiten und Getränke kostenlos für alle an. Den Höhepunkt dieser Gedenktage bildet der Tag ‚Ashura‘. Sie werden diesen Tag während der Reise in Teheran erleben. (Mehr Informationen zum Schiismus und seiner Entwicklung in Iran: siehe Artikel von Kurt Scharf)

Nach dem Tode Hosseins hatten sich schiitische Gemeinschaften über mehrere Jahrhunderte als Minderheit im Herrschaftsgebiet sunnitischer Herrscher entwickelt, auch in Iran. Ihre spezifischen Zeremonien, Rituale und Gebräuche waren dabei wichtige Elemente der Abgrenzung und Identitätsstiftung, weil sie nur die schiitischen Anhänger mobilisierten.

In der Geschichte wurden volkstümliche Passionsspiele mit ihren Zeremonien und Ritualen gelegentlich bewusst von schiitischen Herrschern zur Mobilisierung der Bevölkerung gegen sunnitische Rivalen gefördert, vor allem von den Buyiden (955 – 1055 n.Chr.). Unter den Qadscharen-Herrschern im 18. Jahrhundert war die Förderung populärer Passionsspiele zudem ein Versuch, die Bevölkerung dem Einflussbereich der Rechtsgelehrten und Geistlichen zu entziehen und diese damit zu schwächen.

Schah-e-Rey: Haupthalle des Imamzadeh Shah Abdol Aziz, einem Nachkommen des 2. Imam Hassan Bild: Archiv

Eine andere Folge der schiitischen Verehrung des Propheten Mohammad und seiner Nachkommen, insbesondere seiner Tochter Fatima, seines Cousins und Schwiegersohns Ali als ersten Imam bis hin zu Imam Mahdi als 12.  Imam, sind die teilweise imposanten Schreine, wie man sie von Imam Reza in Mashhad (er war der 8. Imam) und seiner Schwester in Ghom kennt.

Auch über den Grabstätten vieler Kinder und Kindeskinder dieser Imame sind seit dem 8. Jahrhundert häufig Schreine erbaut worden, die nach dem jeweiligen Nachkommen "Imamzadeh" ("Nachkomme eines Imam") genannt werden. Solche Schreine gibt es überall im Land, in großen Orten gleich mehrere. Als Nachkommen des Propheten werden die Verstorbenen von den Gläubigen oftmals wie Heilige verehrt und der Schrein wurde zum Treffpunkt, zur Pilgerstätte, bei der man Trost im Alltag finden kann.

Denn im Laufe der Jahrhunderte vermischte sich die schiitische Verehrung der Nachkommen Alis teilweise mit religiösen Formen der Heiligen-Verehrung, wie sie bei Sufis und im mystisch geprägten Volksglauben sunnitischer wie schiitischer Muslime verbreitet sind.

Pilgerinnen vor dem Schrein des Sufi-Meisters Beyazid (gest. 875 n. Chr.) in Bastam Bild: Hartmut Niemann

Verehrt werden Personen, die zu Lebzeiten als religiöse Vorbilder oder wegen ihrer guten Taten geachtet waren. In der Volksgläubigkeit verbindet sich der Besuch ihrer Gräber bzw. Schreine mit der Hoffnung auf Heilungs- und Wunderkräfte. Von der schiitischen Geistlichkeit werden solche Auffassungen meist mit Skepsis betrachtet und als eine Art Aberglaube kritisiert.  

Grabbauten nach dem Vorbild der Imamzadeh-Schreine wurden später nicht nur für die Nachkommen Alis, sondern auch für andere geachtete Persönlichkeiten errichtet, für lokal  bekannte Gelehrte, oftmals Sufi-Meister und Poeten, genauso wie für die großen populären Dichter. Einige solcher Schreine genießen  noch  heute  volkstümliche Verehrung und werden viel besucht. Bei dieser Reise werden Sie u.a. die Schreine der großen Dichter Ferdowsi, Attar und Khayyam kennen lernen und Sie erfahren auch einiges über die Verdienste und Schriften der Geehrten sowie die Legenden, die über sie erzählt werden.

Bitte beachten Sie: Frauen müssen im Iran in der Öffentlichkeit (d.h. außerhalb ihrer Wohnung) eine Kopfbedeckung tragen, das gilt auch für Ausländerinnen.