Kolumne Luft und Liebe: Resteficken bei Pegida

Verliebt euch, Pegida-People! Euer anderes Projekt ist gescheitert. Seid nicht so streng mit euch, seid mehr wie Häschen. Ein Aufruf.

Bald ist nämlich auch Valentinstag Bild: suze/photocase.de

Liebe Pegida-People, ich weiß, ihr habt es nicht so mit der Lügenpresse, aber wir müssen reden. Oder, nein, anders: Ihr müsst reden. „Räum dein Leben auf“, befiehlt der aktuelle Focus, und ich hab das Gefühl, auf Befehle steht ihr womöglich. „Endlich Platz für das Glück“, das ist das Versprechen.

Womit wir auch schon beim Thema wären: dem Glück. Es gibt eine Studie, die besagt, dass nur ein Drittel von euch Pegida-Leuten richtige Nazischweine sind und die anderen zwei Drittel vor allem nazimäßig schlecht gelaunt. Bisschen paranoid, bisschen bekloppt.

Auf jeden Fall fühlt ihr euch unwohl. Das ist schade. Ich als Frau habe immer das Bedürfnis, überall Harmonie herzustellen, und deswegen sage ich euch: Alter, so geht das nicht. Euer, ähm, ich sage mal „Projekt“: Es ist gescheitert. Ihr habt den Panzer gegen die Wand gefahren, Freunde. Guckt euch Onkel Lutz an, der hat das fast wie sein Führer gemacht: Als es nicht mehr ging, war er weg. Und Tante Kathrin, na ja, die frickelt an einem neuen Club rum, aber wenn man ehrlich ist, ist die Luft raus.

Das ist erst mal nicht so schlimm. Jeder macht Fehler. Jetzt aber kommt mein Tipp gegen eure miese Laune: Verliebt euch, Pegida-People! Das nimmt die Angst. Lasst euer Herz aufgehen und übersprudeln und macht dumme Sachen. (Dumme Sachen macht ihr eh.) Ich will euch seufzen und kichern hören. Lachen ist gut für alles, es löst eure verhärteten Gesichtszüge, da hilft keine Creme so gut.

Macht euch frei

Ihr seid wie Aasgeier, aber ihr solltet wie Schmetterlinge sein. Traut euch, macht euch frei. Es ist ein langer Prozess, bis man sieht, dass das, was man an anderen hasst, immer auch das ist, was man an sich selber nicht ausstehen kann. Wenn ihr das Fremde hasst, das euch so anders vorkommt, dann ist es vielleicht, weil ihr mit euch selbst ein bisschen streng seid. Weil vielleicht Mutti und Vati auch schon streng waren. Shake it off, Pegida-People!

Und dann schaut nicht vor und nicht zurück, legt los und begehrt! Wie ein durstiges Häschen den Morgentau. Schlappschlappschlapp, aufgeleckt.

Guckt mal, Pegida-People, oder darf ich euch Peggy nennen? Der soziale Aufstieg durch Heiraten ist schwieriger geworden. Und überhaupt geht die ganze Einkommensverteilung auseinander wie eure Münder, wenn ihr euch Uniformpornos anguckt. Es ist hart geworden, von unten hochzuklettern, weil die, die oben hocken, immer fetter werden.

Das heißt, wir müssen auf andere Dinge setzen. Auf Menschen, mit denen wir so richtig, richtig was anfangen können. Menschen, die uns glücklich machen und die dafür sorgen, dass wir einen feuchten Fick darauf geben können, ob wir aufsteigen oder nicht. Man kann nämlich auch im Herzen aufsteigen, so ganz innendrin.

Und apropos feuchter Fick: Fangt ruhig damit an. Ihr müsst euch nicht gleich so richtig verlieben. Vielleicht programmiert euch jemand eine eigene Dating-App. Eine Art „Tinder“ für Pegida, bei dem man die gewünschten Sexualpartner_innen mit einer strammen Bewegung nach rechts oben wischen muss. Das mögt ihr? Nun ja. Das wäre immerhin ein Anfang.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.