Am 06.06.2015 in der taz: Kohleatlas

Deutschland ist Weltmeister! Bei der Förderung von Braunkohle. Aber nicht nur die Braunkohle, auch die Steinkohle hinterlässt Spuren.

Bild: CC-BY-SA-3.0

Ein Viertel der deutschen Treibhausgase stoßen die 30 größten Kohlekraftwerke aus. Doch mit seinem Kohlehunger steht Deutschland weder in Europa noch in der Welt alleine da. Die Regierungen der 20 größten Industriestaaten subventionieren die Suche nach neuen fossilen Rohstoffen jährlich mit vielen Milliarden US-Dollar, obwohl diese Projekte keine Zukunft haben.

Hinzu kommen die teilweise dramatischen Schäden am Klima, an der Umwelt und am Menschen. Von all dem berichtet der Kohleatlas. Er erscheint zu einer Zeit, in der gerade in Deutschland eine intensive Diskussion um die Zukunft des Energiesektors in Gange ist. Tatsächlich geht es um den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung.

Der Kohleatlas zeigt in verständlichen Texten mit anschaulichen Grafiken: Das ist technisch möglich und nötig.

Die Heinrich-Böll-Stiftung bringt in Zusammenarbeit mit dem BUND den Kohleatlas: Daten und Fakten über einen globalen Brennstoff heraus. Der Atlas liegt am 06.06.2015 sowohl der Kiosk- als auch der Abo-Auflage der taz.am wochenende bei.

Vorwort

Deutschland ist Weltmeister – bei der Förderung von Braunkohle. Die 30 größten Kohlekraftwerke stoßen ein Viertel der deutschen Treibhausgase aus. Mit über 350 Milliarden Euro wurde das Geschäft mit der Kohle seit 1950 staatlich subventioniert. Kohle war das „schwarze Gold“, das die Industrialisierung befeuerte. Noch heute bildet sie in vielen Ländern das Rückgrat der Energieversorgung. Die Kehrseite des Kohle-Booms – von der Förderung bis zur Verbrennung in Kraftwerken und Industrieanlagen – sind enorme Schäden für Mensch und Natur.

Der Kohle-Boom ist eine zentrale Ursache für den Klimawandel. Der Kohleatlas erscheint zu einer Zeit, in der in etlichen Ländern eine heftige Diskussion um die Zukunft des Energiesektors in Gange ist. Es geht um den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Der Abschied von der Kohle ist ein Schlüssel für den Übergang in eine postfossile Zukunft. Er ist machbar, wenn wir unsere Energieversorgung konsequent auf erneuerbare Energiequellen ausrichten. Und er ist notwendig, damit Deutschland seinen internationalen Klimaverpflichtungen nachkommen kann.

Veröffentlichungsort: Berlin

Veröffentlichungsdatum: 02.06.2015

Seitenanzahl: 50

Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Noch klafft bis 2020 eine „Klimaschutzlücke“ von rund 100 Millionen Tonnen CO2. Die gute Nachricht: Der Umstieg auf ein erneuerbares Energiesystem gefährdet nicht Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit, sondern fördert sie. Er setzt neue Produktivkräfte frei, regt technologische und soziale Innovationen an und entzieht den Energiemonopolen die Machtbasis. Mit einer Energierevolution kommen wir der Vision einer ökologischen und gerechten Gesellschaft ein ganzes Stück näher.

Im UN-Gipfeljahr 2015 schaut die Weltgemeinschaft erwartungsvoll auf das Energiewendeland Deutschland. Wir betrachten diese globale Modellfunktion nicht als Bürde, sondern als Ansporn. Der Kohleatlas regt zum kritischen Nachdenken über unser Energiesystem und unseren Rohstoffverbrauch an – und damit zum Nachdenken über unsere gesamte Wirtschafts- und Konsumweise. Damit ist der Kohleatlas politische Bildung im besten Sinn. Wir hoffen, dass die Publikation die öffentliche Debatte bereichern und vielfältige Verwendung finden wird – im Unterricht wie in den Medien, in Verbänden oder in der Politik.

RALF FÜCKS und BARBARA UNMÜßIG, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung