Sticker gegen Rechts: Der Welt eine kleben

Der Design-Wettbewerb „Sticker gegen Rechts“ sucht nach kreativen Motiven, die sich klar gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Xenophobie positionieren.

Bild: INnUP

Von Kiki Güth

1. Platz 2015

Das Team der Druckerei InnUP in Bremen könnte manchmal an der Menschheit verzweifeln. Weltweit gewinnen rechte Kräfte an Macht, auch in Deutschland erhält die politische Rechte immer stärkeren Zulauf und im eigenen Alltag sind Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung allgegenwärtig. Da möchte man zuweilen der Welt so richtig eine kleben – mit Stickern gegen Rechts.

Der Designwettbewerb „Sticker gegen Rechts“ ruft dazu auf, sich auf einfallsreiche und friedliche Weise mit dem Thema auseinanderzusetzen und dabei klar Haltung gegen rechtes Gedankengut zu beziehen. Die Aktion will in Zeiten des erstarkenden Rechtspopulismus ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz setzen.

Noch bis zum 29. März werden alle kreative Köpfe dazu aufgerufen, ihre Motive zum Wettbewerb einzureichen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, solange keine Bildrechte Dritter verletzt werden und der Grundgedanke des friedlichen Protests beachtet wird – gewaltverherrlichende oder menschenverachtende Motive sind nicht erwünscht.

Druckereien als Teil der Propagandamaschine

2. Platz 2015

Seit Erfindung der Druckerpresse waren Druckereien immer maßgeblich an der strategischen Verbreitung von politischen Inhalten beteiligt. Im dritten Reich haben große Teile der Druckindustrie eine mitentscheidende, weil Öffentlichkeit kreierende Rolle zum Aufbau und zur Stärkung des Nazi-Regimes gespielt.

Doch auch Zellen des Widerstands waren unter jedem opressiven Regime auf Druckerzeugnisse angewiesen, und selbst in Zeiten des Internets sind Flyer, Poster und Aufkleber noch immer wichtige Instrumente des Protests. Besonders Sticker sind das Guerilla-Tool der Wahl: klein, handlich, leicht anzubringen – und noch dazu genießen sie den Streetart-Bonus, weil Kunst.

Auch INnUP bekommt gelegentlich Anfragen von rechten politischen Organisationen. Die Gründer der Druckerei, beide in der linken Szene aktiv, haben es sich zum Prinzip gemacht, solche Aufträge kategorisch abzulehnen. Darüber hinaus ist es ihnen wichtig, auch selbst politisch eine Position zu beziehen: Das Aufstehen gegen Gewalt in jeglicher Form und das Weiterreichen dieser Motivation an die heutigen Jugendlichen und damit an die nächste Generation ist Hauptanlass für die Durchführung des Wettbewerbs.

Aufstehen gegen Gewalt

3. Platz 2015

Bereits 2007 veranstaltete INnUP gemeinsam mit dem „Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe“ den ersten Designwettbewerb gegen Gewalt. Aufgrund der positiven Erfahrungen rufen sie seit 2008 regelmäßig zum Wettbewerb „Sticker gegen Rechts“ auf, der dieses Jahr in die 7. Runde geht.

Obwohl jedes Mal wieder Pöbeleien und Hassnachrichten aus der rechten Ecke eintrudeln, werden diese einfach „gekonnt ignoriert“. Die positiven Reaktionen auf die Aktion überwiegen: Jede Menge Lob und positives Feedback motiviert die Veranstalter zum Weitermachen.

Sackgasse by taz

„Am tollsten ist tatsächlich, dass jedes Mal überraschende neue Motive entstehen, die uns dann jahrelang begleiten“, so InnUP. „Besonders schön finden wir es, wenn wir einen der Aufkleber bei einer Städtereise, in unserer Lieblings-Bar oder Ähnlichem wiederfinden. Das freut uns natürlich sehr und macht uns stolz, da das Verbreiten der Motive ja stets im Vordergrund steht. Ab und zu finden wir auch im Internet Bilder, z.B. von einer Straßenlaterne, auf denen die Sticker zu sehen sind.“

Mitmachen und abstimmen

Game Over by taz

Um mit gutem Beispiel voranzugehen, haben auch wir uns zwei Motive aus den Fingern gesogen und hochgeladen: „Sackgasse“ und „Game Over“ sind im Namen der taz beim diesjährigen Wettbewerb eingereicht worden.

Vom 01.03.17 bis zum 29.03.17 können alle Wettbewerbsinteressierten Entwürfe hochladen, kommentieren und bewerten. Nach Einsendeschluss werden die Top 20 bekanntgeben, für die danach noch weitere 7 Tage, bis einschließlich 5. April, abgestimmt werden darf. Anschließend werden die drei Gewinnermotive ermittelt, gedruckt, verteilt und hoffentlich zahlreich verklebt. Alle Teilnehmer und Supporter erhalten vom Siegermotiv 30, vom Zweitplatzierten 20 und vom Drittplatzierten 10 Exemplare.

Hier geht es zum Wettbewerb

Sonderpreis 2015