Personenführung #131: Lion Häbler: Der ruhige Rotbart

Lion Häbler machte sich als Rapper in der linken Szene einen Namen. Jetzt tourt er mit taz.meinland durch die Republik.

Bild: Burhan Yassin

Von THILO ADAM

Südbayerischer Jugendmeister im Judo, rappender Weggefährte der Antilopen Gang und Sohn zweier ehemaliger DKP-Mitglieder: Wer Lion Häbler aus seinem Leben erzählen hört, zieht mehr als einmal überrascht die Augenbrauen hoch. Der 32-jährige Münchner hat nicht nur viel ausprobiert, sondern – das fällt nach den ersten Sätzen auf – auch politisches Bewusstsein für zwei.

Zweifelsohne ein Päckchen, das er seinen Eltern zu verdanken hat. Die vererbte kritische Perspektive auf den Zustand der Welt begann er mit 15 Jahren in Rhymes zu packen, entlang eigener Beobachtungen feinzujustieren und dann als Lea-Won auf einem Dutzend Alben und EPs in die digitale Ewigkeit zu spitten – mit Erfolg über die Münchner Szene hinaus.

Lion geht es um „alles“, den großen Einklang

Wobei: „Rhymes spitten“? Im Rap-Jargon spricht Lion nicht, obwohl er schon für rap.de, mzee.com und diverse Uni-Magazine über diese Musik zu berichten wusste. Vielmehr hört man ihm inhaltlich an, dass er wohl einige Zeit in marxisitischen Lesekreisen verbracht hat. Aber auch das Talent für ganz ungekünstelte Sprache.

Er sagt: HipHop sei eigentlich alles, „Tanzen, Malen, Auflegen“. Um „alles“, den großen Einklang, geht es ihm im Leben allgemein. Bis heute hält er Kontakt zu seinem japanischen Sensei, obwohl ihn Erfolg in Judo und Aikido schnell nicht mehr interessierten. Ihn fasziniert die motorische Mischung: Kraft und Entspannung, technisches Geschick und Balance.

Ziemlich gelassen

Gleichgewicht, jetzt vor allem das seiner Ideale, lag Lion Häbler auch nach der Geburt seiner Tochter am Herzen. Sein Politikstudium habe ihm dabei das nötige Werkzeug an die Hand gegeben, um linke Dogmen, auch die der selbsternannten „Zeckenrapper“ seines Umfeldes, kritisch einzuordnen und verfestigte Feindbilder aufzuweichen.

Heute beschreibt er sich als ziemlich gelassen. „Vielleicht hat das aber auch mit der Hektik anderer zu tun“. Egal. Von der Ruhe des Rotbarts und seinen ausführlichen politischen Analysen und Szenekenntnissen profitiert nicht nur die taz.meinland-Redaktion.