Personenführung #150: Laurin Lorenz: Akribisch und unablenkbar

Journalismus ist das Ziel vieler Praktikant*innen der taz, auch für Laurin Lorenz. Wie nur wenige sonst versteht er es dabei, auch in Excel-Tabellen nach einer Story zu suchen.

Laurin Lorenz Bild: privat

von HANNA VOẞ

Was viele machen, das können auch viele. Deswegen studiert kaum jemand Physik. In der taz ist es ganz ähnlich. Viele in der Redaktion können sehr schön schreiben, sie können sich gut ausdrücken, sie wissen recht viel. Also zeigen und machen sie das und lassen anderes bleiben.

Seit einigen Wochen sitzt Laurin Lorenz als Praktikant im Reportage- und Recherche­ressort vor einer Excel-Tabelle, konzentriert, akribisch, unablenkbar. Was er in den grün umrandeten Kästen genau recherchiert, sei nicht verraten, aber so viel, dass er neulich jemanden suchte, der die Formel, die er für eine Berechnung wählte, gegenchecken konnte. Und dass das in der taz gar nicht so einfach war. Machen nicht viele, können nicht viele (ein paar aber dann doch).

Als Praktikant zur taz zu kommen, nicht um vordergründig zu schreiben, sondern um arbeitsam nach Informationen zu graben, das ist wahrhaft selten. Selten außerdem: Laurin Lorenz ist aus Wien, gut 680 Kilometer weiter Richtung Norden gereist, „nur“ um bei der taz zu recherchieren und etwas übers Recherchieren zu lernen.

Im Zweifel für den Zweifel

Davor wurde er geboren, 1992 in Innsbruck, und studierte ab 2011 in Wien einen Bachelor, der sich „Internationale Entwicklung“ nannte. Sein halbes Studium kämpfte Lorenz, um das neu gegründete und von sozialen Bewegungen mitgeprägte Fach an der Universität zu erhalten. Vergebens. „Wir waren die Unbequemen, die man an der Uni nicht haben wollte.“ Er durfte seinen Bachelor noch fertig studieren, und das war’s dann.

Seinen Master in Politischer Theorie absolvierte der 26-Jährige im britischen York, noch immer überzeugt, in der Wissenschaft bleiben zu wollen. Nun aber kommen die Zweifel, kriechen in der Einsamkeit der kleinen englischen Stadt langsam in ihn hinein. Seit mehreren Jahren schon schreibt Lorenz ehrenamtlich für die österreichische Zeitung Malmoe, zu Wohnungsnot, zu sozialen Bewegungen. Eine Zeitung gegründet von Linken, weil es in der überschaubaren österreichischen Presselandschaft keine linke Zeitung gibt – genau wie auch keine linke Partei existiert.

Und Lorenz, der Italien und das Wandern liebt, entscheidet sich – für den Journalismus. Mehr kommunikative Anknüpfungspunkte, mehr Themen, die auch andere verstehen, weniger Adorno. Aber immer noch genug.