WWF finanzierte tödliche Menschenjagd

Dublin (taz) - Der „World Wide Fund for Nature“ (WWF ehemals „World Wildlife Fund“) hatte der Regierung in Simbabwe 1987 einen Hubschrauber für die Jagd auf Wilderer zur Verfügung gestellt - obwohl die Organisation wußte, daß die Wilddiebe erschossen würden. Das geht aus WWF-Dokumenten hervor, die dem britischen 'Guardian‘ zugespielt wurden. Zwischen Februar 1987 und April 1989 sind so fast 60 Wilderer getötet worden. WWF-Presseprecher Gordon Shepherd begründete das Engagement seiner Organisation damit, daß die letzte große Herde schwarzer Nashörner gefährdet gewesen sei, deren Bestand 1987 bereits auf 700 Tiere gesunken war. Die Operation gegen die Wilddiebe im unteren Sambesi-Tal sei „höchst effektiv“ gewesen. Die hohe Zahl der getöteten Wilderer führte jedoch zu internen Auseinandersetzungen in der WWF-Führung. Viele Mitarbeiter, die der Meinung waren, der WWF sei zu weit gegangen, wurden auf andere Posten abgeschoben oder verließen die Organisation.

Aus den Dokumenten, die dem 'Guardian‘ von erbosten WWF Mitarbeitern übergeben wurden, gehen außerdem Details über die Investitionspolitik der Organisation hervor. So hat der WWF seine Gelder bei Ölgesellschaften, in der Waffenindustrie und im pharmazeutischen Bereich angelegt, während er gleichzeitig öffentliche Kampagnen gegen eben diese Industrien führte. Der WWF ist mit 3,7 Millionen Mitgliedern weltweit die größte unabhängige Umweltorganisation.

Ralf Sotscheck