Dient Startbahnausbau Militär–Zielen?

■ Gegner des Ausbaus des Stuttgarter Flughafens legen zu Beginn der größten Anhörung in der Geschichte der BRD neue Unterlagen vor / Startbahnverlängerung für militärische US–Großraum–Transporter?

Aus Stuttgart H. Abmayer

Zu einer Überraschung kam es am Samstag zu Beginn des Anhörungsverfahrens über den geplanten Ausbau des Flughafens Stuttgart–Echterdingen in Filderstadt– Bernhaus. Den Ausbaugegnern ist es nun gelungen, die mehrfach vorgetragene Vermutung zu belegen, die Verlängerung der Start– und Landebahn um 1.380 Meter diene wirtschaftlichen und besonders militärischen Zielen. Die Gegner des 600–Millionen–Projekts überraschten mit einem Gutachten des Starnberger „Forschungsinistituts für Friedensforschung“, das sich auf bisher unbekanntes US–Material und eine im Auftrag des Verteidigungsministeriums erstellte Studie der Industrieanlagenberatungsgesellschaft Trier aus dem Jahr 1982 stützt. In diesem Jahr unterzeichneten die BRD und die USA das „wartime host nation support“–Abkommen über die deutsche Unterstützung für amerikanische Verstärkungsstreitkräfte. Danach, so der Starnberger Friedensforscher Erich Schmidt–Eenboom vor dem staunenden Publikum, zählt Stuttgart neben Frankfurt, Düsseldorf und Saarbrücken zu den vier Hauptanlandeflughäfen der amerikanischen Verstärkungsstreitkräfte. Genau aus diesem Grund müsse die Startbahn verlängert werden, denn sie reiche nicht einmal für den Großraumtransporter „Galaxy“, geschweige denn für das Nachfolgemodell „C–X“, mit dem innerhalb kürzester Zeit 1,2 Millionen Soldaten transportiert werden können. Gegen die Pläne kämpfen nicht nur die „Filderkrautbauern“, zwei Bürgerinitiativen, Sozialdemokraten und Grüne, sondern auch Kreistage und Gemeinderäte der Region. Selbst der Stuttgarter Gemeinderat als Anteilseigner der Flughafen GmbH ist gegen die Pläne der Landesregierung. Nach der Generaldebatte am Samstag wird das Anhörungsverfahren heute zum Thema Fluglärm fortgesetzt. Das größte Verwaltungsverfahren der Geschichte der Bundesrepublik wird voraussichtlich noch weitere sechs Wochen vor den Augen der Öffentlichkeit abspielen. In dieser Zeit will das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde 81.833 Einsprüche behandeln. Verwaltungsrechtler schließen allerdings ein vorzeitiges Ende nicht aus. „Erst eine Woche vor Beginn des Erörterungstermins“, beschwerte sich der Oberbürgermeister der Stadt Ostfildern, Koch, sei ein weiteres Lärmgutachten nachgeschoben worden. Der OB, der zugleich Sprecher der Flughafenanliegergemeinden ist, drohte „mit rechtlichen Konsequenzen“.