Wegen Anschlagsgefahr keine Daten zu Gorleben

ATOMENERGIE Niedersächsisches Umweltministerium entzieht Greenpeace bereits erteilte Akteneinsicht

„Das Ministerium gibt zu, dass Gorleben einem Terrorangriff nicht standhalten würde“

Matthias Edler, Greenpeace

Nach einer Mitteilung von Greenpeace hat das niedersächsische Umweltministerium der Umweltschutzorganisation die zuvor erteilte Teilgenehmigung zur Akteneinsicht wieder entzogen. Greenpeace hatte die umstrittenen Messwerte am Zwischenlager Gorleben einsehen wollen. Nun berufe sich das Ministerium in seiner Absage auf „neuere Erkenntnisse über Tatmittel und Täterverhalten“, die im Falle eines Anschlags zur „Freisetzung von großen Mengen radioaktiver Stoffe“ führen könnten.

Aus der Ablehnung liest Greenpeace ab, dass das Zwischenlager dringend bauliche Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Anschlägen benötige. Diese seien noch nicht umgesetzt worden. „Das Ministerium gibt zu, dass das Zwischenlager in Gorleben einem Terrorangriff nicht standhalten würde“, sagte Mathias Edler, Atomexperte von Greenpeace. „In dieser Situation einen Castortransport mit hochradioaktivem Müll dorthin rollen zu lassen, ist eine unverantwortliche Gefährdung der betroffenen Bevölkerung.“

Als erste Sicherheitsmaßnahme wurde bislang lediglich eine Umstellung der Behälter in der Castorhalle veranlasst. Bei Kenntnis der Lagerbelegung, so das niedersächsische Umweltministerium, könnte es Terroristen möglich sein, einen Anschlag zu verüben. Dieser hätte möglicherweise zur Folge, dass große Mengen an Radioaktivität freigesetzt würden.

Am 8. November hatte das Ministerium Greenpeace Zugang zu einem Teil der Akten zur Umgebungsüberwachung am Zwischenlager Gorleben gewährt. Nun wurde der Zugang zu Messdaten und innerbehördlichem Schriftverkehr komplett untersagt.

Bereits zuvor abgelehnt hatte das Umweltministerium die Einsicht in die kompletten Messergebnisse der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und in den Schriftverkehr mit der Messbehörde. Diese hatte den Strahlenskandal mit ihrer Warnung vor einer Überschreitung des Strahlengrenzwertes am Zwischenlager ausgelöst. (taz)