„Ein Gemälde ist eine Oberfläche mit Millionen Fehlern“

KUNST Zhivago Duncan über berstende Toiletten, Langeweile und seine Flucht in eine postapokalyptische Traumwelt

■ wurde 1980 in Terre Haute, Indiana (USA) geboren. Er ist Maler und Installationskünstler. Seit 2007 lebt und arbeitet er in Berlin.

■ Da sein Vater in der Tourismusbranche tätig war, wuchs Duncan unter anderem in Saudi-Arabien, London, Malta, Los Angeles, San Diego, San Francisco, Florida, Hawaii und Frankreich auf.

■ 2011 war seine Ausstellung „Dick Flash’s Souvenirs of Thought“ in der Berliner Galerie Contemporary Fine Arts zu sehen.

INTERVIEW SALVAN JOACHIM

taz: Herr Duncan, sind Sie schon mal gescheitert?

Zhivago Duncan: Oh ja, ich bin fünf- oder sechsmal von der Schule geflogen. Einmal war ich nach einem vermasselten Englischtest besonders wütend, weil ich gar keine Lust darauf hatte, in den Unterricht zu gehen. Und da habe ich beschlossen: Wenn dich etwas interessiert und es dir wirklich Spaß macht, dann mach es so lange, bis du es richtig gut kannst!

Und danach wurden Sie Künstler?

Nein. Ich wollte Snowboarder werden. Und weil ich das gut konnte, bekam ich schnell eine Stelle als Lehrer. Doch dann fand ich das langweilig. Genauso ging es mir als Automechaniker. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, Motoren zu bauen.

Ist Ihnen als Künstler nie langweilig?

Nein, nie. Aber richtig ernst habe ich mein Kunststudium in London auch nicht genommen. Kurz vor dem Abschluss wäre ich dort übrigens fast rausgeflogen.

Warum?

Ich habe damals eine Galerie mit schwarzer, dickflüssiger Tinte geflutet. Die habe ich für eine Installation in zwei Toiletten geleitet, bis sich die Deckel hoben.

Ihre Kunst ist zurzeit in Europa und den USA sehr gefragt. Scheitern Sie dennoch manchmal als Künstler?

Ständig! Aber gleichzeitig ist das der besondere Moment, in dem eine neue Welt entsteht. Technisch betrachtet ist ein Gemälde nur eine Oberfläche mit Millionen Fehlern. Doch das kann ein verdammt gutes Gemälde sein!

In Ihren Installationen und Gemälden, die dieses Jahr in Berlin zu sehen waren, spielt Ihr Alter Ego Dick Flash eine große Rolle. Er ist der letzte Überlebende nach einer großen Katastrophe. Steht unsere Welt am Abgrund?

Ich möchte kein Hippie sein, der überall „Save the Planet“ ruft. Das wäre ironisch, weil ich mit so vielen Chemikalien arbeite. Außerdem liebe ich große Autos, die viel Benzin brauchen. Aber mich reizt einfach die Ästhetik apokalyptischer Szenarien. Dabei beziehe ich mich auf die grundlegende Philosophie des Existenzialismus: Wir sind Teil der Gesellschaft. Die Gesellschaft ist Teil von uns. Und irgendwie sind wir auch nur wir.

Große Autos, gute Laune und gewagte Installationen – haben Sie auch manchmal Angst, mit Ihrer „idea of life“ zu scheitern?

Wow, ein interessanter Gedanke. Echt großartig. Vielleicht mache ich aus dieser Idee meine nächste Neoninstallation.