Welcher Elterntyp sind Sie?
Die Ökos

FEIERKULTUR Kindergeburtstage sagen viel aus – über die Erwachsenen, die sie ausrichten. Eine Typologie von Sarah Mahlberg

Auf keinen Fall darf es bei einem Kindergeburtstag Würste aus dem Supermarktregal geben. Fleisch generell, ach was, Tierprodukte generell sind nur den Sojaallergikern vorbehalten. Wie wäre es also mit einem veganen Picknick im Grünen? So gesund, dass in diesem Sonderfall sogar das Entenfüttern erlaubt ist.

Hat Ihr Kind im Sommer Geburtstag, könnte auch das Maislabyrinth in Delingsdorf eine vielversprechende Option bilden. Ein Irrgarten innerhalb riesiger Maispflanzen, die Sonne scheint einem ins Gesicht, unterwegs gilt es Rätsel zu lösen, und wenn man es am wenigsten erwartet, stürzt die Maishexe aus der Hecke und erschreckt einen fast zu Tode. Der Spaß kostet 12,70 € für minimal acht Gäste.

Und die ganz Naturverbundenen? Die feiern im Wald. Die Schutzgemeinschaft deutscher Wald bietet gegen einen Pauschalpreis von 180 Euro maximal zehn Kindern einen echten Waldgeburtstag im Niendorfer Gehege. Außerdem gibt sie auf ihrer Homepage Anregungen zu individuell umsetzbaren Waldspielen. Fördert garantiert Phantasie, Aktivität und Konzentration. Da kommt doch Freude auf.

Die Angeber

Hand aufs Herz: Sie haben schon eine Menge Geld. Daran ist nichts Verwerfliches, Sie haben immerhin auch hart dafür gearbeitet. Und Sie haben den Platz. Also wird ein Fest in den eigenen vier Wänden veranstaltet. Nur die kleinen Gäste und deren Eltern. Sehr genügsam, aber das Kind soll ja schließlich auch bodenständig erzogen werden. Es kann seinen Freunden den Garten zeigen, aufs Trampolin gehen und danach zur Erfrischung in den Pool springen. Jeder kann sich mit der Eismaschine seine Lieblingssorte kreieren. Und natürlich gibt es auch ein kleines Programm, was wäre das denn sonst für ein Geburtstag? Erst kommt der Zauberkünstler, dann der Clown und dann gibt es Kinderschminken. Damit Sie auch etwas von der Feier mitbekommen und nicht ständig in der Küche stehen müssen, haben Sie einen Caterer engagiert. War gar nicht teuer, bei der Personenanzahl gibt es immerhin fünf Prozent Rabatt auf den dritten Gang. Haben Eltern danach einen leichten Schwips, kümmert sich Sebastian um sie. Ist doch Ehrensache.

Die Überengagierten

Eines soll Ihnen mal jemand erklären: Wieso Ihr Versuch, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden so dermaßen negativ aufgenommen wird. Was ist falsch daran, bei einem Kindergeburtstag im Universum Bremen (12,50 Euro pro Person) die Experimentierfreude der Kinder zu fördern, beziehungsweise erst zu entflammen?

Sie genießen doch nur die Begeisterung, mit der die lieben Kleinen das Mitmachmuseum stürmen und haben zugegebenermaßen für jedes Phänomen auch immer das passende physikalische Gesetz parat, aber das ist doch kein Überengagement, oder? Im letzten Jahr waren Sie beispielsweise gar nicht im Museum. Da haben Sie zuhause die Meute mit gemeinschaftlichem Trivial Pursuit vergnügt. Und im Jahr davor? Als Sie am Hamburg Airport eine spannende und lehrreiche Rallye veranstaltet haben? Das hat nur sieben Euro pro Kind gekostet und selbst Sie haben dadurch Dinge über Flugzeuge erfahren, die Sie vorher noch nicht wussten. Aber es stimmt schon, die Feste waren etwas physiklastig. Nächstes Jahr lesen Sie gemeinsam Kinderbuchklassiker!

Die Gleichgültigen

Kinder nerven, und je mehr Kinder, desto schlimmer wird es. Wer sollte es Ihnen also verdenken, wenn Sie wenigstens einmal im Jahr ein wenig Ruhe haben und nicht bis spät in die Nacht Ketchupflecken von den Dielen kratzen wollen? Warum den Geburtstag nicht einfach auslagern?

In Hamburgs Europapassage kann sich beispielsweise jedes Kind bei „Build a bear“ ein ganz eigenes Kuscheltier herstellen. Sechs bis fünfzehn Kinder werden gegen einen Aufpreis von 15 bis 30 Euro pro Kind komplett unter die Fittiche eines Mitarbeiters genommen und basteln sich innerhalb weniger Stunden einen Teddybären. Farbe, Form, Füllungsdichte – alles kann individuell gewählt werden. Besonders echt wirkt der neue beste Freund durch den Metallherzschlag, der ihm auf nicht gruselige, sondern wundersame Weise Leben einhaucht. Dann kann der doch auch sicher mit dem Kind täglich Monopoly spielen, oder?

Wem das zu teuer ist, der geht einfach zu McDonald’s. Wieso nicht, die Kinder lieben es. Auch hier wird die Bespaßung komplett von den Mitarbeitern übernommen und man muss nichtmal etwas dafür bezahlen. Abgesehen natürlich von den Kosten der fünfzehn Happy Meals. Aber das tut man doch gern, immerhin hat das Kind Geburtstag.

Eine dritte Möglichkeit ist ein Kinobesuch. Nichts fährt den Lautstärkepegel so sicher herunter, wie ein flackernder Bildschirm. Für fünf Euro Eintritt pro Kind plus Popcorn und Cola nach Ihrem Ermessen werden Sie wohl die wahrscheinlich entspanntesten 90 Minuten des Jahrzehnts genießen.