Energiebunker überall

FERNWÄRME Eine Initiative möchte Hochbunker in Heizwerke umgebaut sehen, um dezentral Energie zu erzeugen. Vorbild ist ein Wilhelmsburger IBA-Projekt

Die Hoffnung, die dabei mitschwingt, ist, die Fernwärme aus Moorburg überflüssig zu machen

Hamburgs Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg sollen ökologische Heizkraftwerke aufnehmen und die Stadt dezentral mit Fernwärme versorgen. Diese Idee wird von einer Gruppe Altonaer BürgerInnen vorangetrieben. Für den Hochbunker in der Altonaer Schomburgstraße hat sie bereits ein detailliertes Konzept entwickelt, das die Verbindung mit einem Stadtteilkulturzentrum vorsieht. Daher auch der Name: „Kultur-Energie-Bunker-Altona-Projekt“ (Kebap).

Die InitiatorInnen sehen ihr Projekt vor dem Hintergrund der Debatte über die Stadtteilentwicklung in Altona, den Klimaschutz und die geplante Fernwärmetrasse aus dem Kohlekraftwerk Moorburg. Die Hoffnung, die dabei mitschwingt und von den ehemals regierenden Grünen geteilt wurde, ist die Fernwärmeauskoppelung aus Moorburg überflüssig zu machen.

Statt zentral von Vattenfall würden die Haushalte dezentral von einer Gesellschaft in der Hand der BürgerInnen oder der Stadt versorgt – und das klimaneutral. Im Grünzug Altona müsste kein breiter Leitungsgraben gebaggert werden. Stattdessen würde das Quartier um einen Ort des Austauschs reicher.

Nach dem Kebap-Plan für die Schomburgstraße soll die eine Hälfte des Bunkers entkernt und mit einem Biomasse-Heizkraftwerk ausgestattet werden. In die andere würde eine Kantine einziehen, dazu kämen Experimentierwerkstätten, Studios, Übungs- und Ausstellungsräume. „Die Kombination ist besonders spannend, weil beide Bereiche so in den Stadtteil geöffnet und verankert werden“, heißt es in der Projektbeschreibung.

Als Vorbild zu erkennen ist der Energiebunker in Wilhelmsburg. Dort wird für die Internationale Bauausstellung (IBA) 2013 ein ehemaliger Flak-Bunker so umgebaut, dass er das umgebende Wohnviertel mit Energie versorgen kann: im Endausbau 3.000 Wohnungen mit Wärme und 1.000 mit Strom.

Die Wärme kommt als Abwärme von den Nordischen Ölwerken, von Sonnenkollektoren am Bunker selbst sowie von einem Biogas- und zwei Holzhackschnitzel-Heizkraftwerken. Diese erzeugen zusätzlich Strom. Der Clou sei „der Pufferspeicher“, sagt Carsten Roth, Sprecher von Hamburg Energie; das Unternehmen wird die Anlagen betreiben.

Ein Wassertank mit 2.000 Kubikmetern Fassungsvermögen nimmt Wärme auf und kann sie bei Bedarf abgeben. Damit könnten die Wohnungen zu 85 Prozent mit regenerativer Wärme versorgt werden, sagt Roth. Mit Vattenfall muss sich Hamburg Energie dabei nicht auseinandersetzen: In Wilhelmsburg gibt es bislang kein Fernwärmenetz. KNÖ