KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Und wieder ein weiterer vom Senat preisgekrönter Projektraum, der in die Knie geht. Am Geld liegt es eben nicht zwingend! Zumindest vorerst folgt Esther Oerlemans mit ihrem KünstlerInnennetzwerk den Wackeren von General Public in die Obdachlosigkeit. Selbstverständlich nicht sie persönlich. Aber nach strittigen Ansichten über die „grundverschiedenen Vorstellungen hinsichtlich des Engagements für zeitgenössische Kunst“ trennen sie die Betreiberin von Ozean, Esther Oerlemans und der Verein Kunstbin Kreuzberg e. V. Wie schade! Um nicht zu sagen: „Damned!“ Ich werde es vermissen, auf dem alltäglichen Pfad um die Ecke zu schauen und mich wieder und wieder überraschen zu lassen, was dort in der alten Garage gerade passiert. Am Sonntag heißt es also Abschied nehmen, und dabei hilft Pierre-Etienne Morelle, der um 15 Uhr zu seiner Abriss-Performance antritt. Emotional wird es unschön werden. Sehr unschön. Denn niemand, wirklich niemand in 61 produzierte schönere und schlauerer Ausstellungen als die Menschen aus dem Ozean (Sonntag, 30. 11., 15 Uhr, Schleiermacherstr. 31). Und was macht man, wenn man deprimiert ist? Richtig! Man tritt zum Frustkauf an. Dazu gibt es an diesem Wochenende gleich drei außerordentliche Möglichkeiten. Beginnen wir mit den Träumen, um uns dann den Realitäten zu widmen. In der Villa Grisebach werden Freitag ab 11 Uhr Werke der Modernen wie zeitgenössischen Kunst in drei verschiedenen Auktionen angeboten. Unter einer vierstelligen Summe, deren erste Zahl nicht kleiner als drei sein sollte, wird man sich die Malereien, Zeichnungen und Objekte von Lesser Ury über Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff bis Otto Piene nur von Weitem hingeben können. Aber eigentlich ist es bei all dem Grau allein auch schon schön, sich in ein herrschaftliches Haus zu setzen und diese Farben an sich vorbeiziehen zu lassen. Aber vorsicht: Arme fest am Körper halten! (ab 11 Uhr: Moderne Kunst; ab 14.30 Uhr: Moderne Kunst, Grafik; ab 18 Uhr: BRD – zeitgenössische Kunst aus Deutschland. Infos und Kataloge: www.villa-grisebach.de, Fasanenstr. 25) In einen wahren Kaufrausch kann man dann am Samstag und Sonntag im Kulturforum beim Bücher-Sonderverkauf verfallen (11–17 Uhr, Matthäikirchplatz, zentrale Eingangshalle). Wer seine Triebe damit auch nicht befriedigt bekommt, sollte den Kunst Späti im tête besuchen. Er markiert den ersten von drei Mittwochabenden, an denen mehr als 30 KünstlerInnen erschwingliche Werke präsentieren. Dazu wird Musik, Suppe oder heißer Schnaps gereicht. (Mittwoch, 3. 12., ab 17 Uhr bis spät, Schönhauser Allee 161a)