Anschlag im Kosovo: Die Bombe und der BND

Drei Geheimdienst-Mitarbeiter sitzen im Kosovo in U-Haft. Sie sollen an einem Anschlag beteiligt gewesen sein. Der Bundesnachrichtendienst schweigt zu der Festnahme.

Der BND gibt sich auch im Fall Pristina-Anschlag geheimnisvoll. Bild: dpa

BERLIN/PRISTINA rtr/dpa Drei mutmaßliche Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) sitzen seit dem Wochenende im Kosovo in Untersuchungshaft. Sie sollen an dem Anschlag auf die EU-Provinzverwaltung vor einer Woche in Pristina beteiligt gewesen sein. Die kosovarische Staatsanwaltschaft wirft ihnen "Terrorismus" und "Verbindungen zu einem Nachrichtendienst" vor, sagte Adem Ademi, Anwalt eines der Tatverdächtigen, in Pristina.

Alle drei hätten ihre Unschuld beteuert. Die Männer arbeiteten für den BND, sagte ein Mitarbeiter der Polizei in Pristina. Der BND lehnte eine Stellungnahme ab. Das Auswärtige Amt bestätigte lediglich die Festnahme dreier Deutscher, wollte aber keine weiteren Angaben machen.

Die drei Deutschen werden von der Polizei in Pristina verdächtigt, vor einer Woche einen Sprengsatz auf das Büro des EU-Sonderbeauftragten Pieter Feith im Kosovo geworfen zu haben. Feiths Büro überwacht die Unabhängigkeit der ehemaligen serbischen Provinz. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.

Der Spiegel berichtete, die drei hätten versucht, den Anschlag aufzuklären. Einer von ihnen sei dabei beobachtet worden, wie er in ein leeres Nachbargebäude eingestiegen sei, aus dem offenbar der Sprengsatz geworfen worden sei. Wie Bild unter Berufung auf Sicherheitskreise am Sonntag vorab berichtete, schließt der BND eine Mittäterschaft seiner Mitarbeiter an dem Anschlag definitiv aus. Als Täter kämen demnach vielmehr Extremisten aus dem Kosovo in Frage, die gegen das Engagement ausländischer Organisationen in ihrem Land kämpfen.

Bei der Festnahme am vergangenen Mittwoch seien bei den Deutschen BND-Ausweise und Dokumente sichergestellt worden, zitierten Zeitungen in Pristina den Verdächtigen-Anwalt Ademi. Die Staatsanwaltschaft in Pristina wirft den Beschuldigten vor, sie hätten den Einsatz der EU- Mission Eulex behindern wollen. Brüssel will mit dieser Mission rund 2.000 Polizisten, Richter, Verwaltungsfachleute und Zöllner in das Kosovo bringen, um beim Aufbau zu helfen.

Die drei beschuldigten Männer im Alter zwischen 41 und 47 Jahren arbeiteten für die Firma Logistic Coordination Assessments Services, ein Investment-Berater für deutsche Unternehmen im Kosovo. Die Firma soll als BND-Basis dienen. Die Verdächtigen seien nach drei früheren Anschlägen auf internationale Vertretungen in Pristina vom Kosovo-Sicherheitsdienst über anderthalb Jahre lang beschattet worden.

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