Bremer Anzeiger insolvent

LOKALER MEDIEN-MARKT Seit dem der Weser-Kurier die Zusammenarbeit aufgekündigt hat, sucht der Bremer Anzeiger nach einer Marktlücke

Gestern Vormittag klingelte beim Bremer Anzeiger der Gerichtsvollzieher, nachdem am Vortag Geschäftsführer Holger Bass Insolvenz angemeldet hatte. Aber der Mann musste unverrichteter Dinge wieder gehen: Ein förmliches Insolvenzverfahren schützt vor Gerichtsvollziehern, „das war der Sinn meines Insolvenzantrags“, erklärt Bass: „Wir wollen mit der bestehenden Crew weitermachen.“

Nun werden drei Monate lang die Löhne vom Arbeitsamt gezahlt, Forderungen wie die der Druckerei können nicht vollstreckt werden, um dem Insolvenzverwalter die Möglichkeit zu geben, die Chancen einer Fortführung des Betriebes zu prüfen. Die bestehen, davon ist Holger Bass überzeugt. Bis 2013 habe der Verlag des Weser-Kurier mit großzügigen Werbeanzeigen den Anzeiger unterstützt, sagt Bass, die dann aber eingestellt und auf sein neues Werbeblatt, den Kurier der Woche, gesetzt.

Zunächst hatte der Anzeiger, der aus der sozialdemokratischen Bürgerzeitung hervorgegangen war, die Mittwochsausgabe gestrichen, dann die vielfältigen Bindungen an den Weser-Kurier-Verlag gekappt, schließlich den eigenen Austrägerdienst aufgegeben. Aber am vergangenen Samstag lag das Blatt auch nicht mehr in der Plastik-Hülle, in der die Post Werbebeilagen verbreitet – in Konkurrenz zu den Anzeigenblättern.

Als kostenlos ausliegende Zeitung soll der Anzeiger eine neue Zukunft bekommen, sagt Bass – weil es nicht sein dürfe, dass der Titel ganz verschwindet. Bei Ärzten und in anderen Praxen, bei Realmärkten, in der Stadtbibliothek und möglichst überall soll der Anzeiger dann ausliegen. Insgesamt weit über 4.000 „Vertriebsstellen“ gebe es, die Auflage soll von derzeit 20.000 dann wieder wachsen, so Bass. Und man will an die Anzeigenkunden appellieren, der Zeitung die Treue zu halten.  KAWE