Arbeitsvermittlern droht Jobverlust

Das „Hochschulteam“ an der Freien Universität bringt Studierende in Lohn und Brot. Aus Kostengründen soll die Filiale der Arbeitsagentur trotz erfolgreicher Arbeit geschlossen werden. Dagegen regt sich Protest bei den Studierenden

Das Hochschulteam der Arbeitsagentur Berlin Süd steht vor dem Aus. Die Filiale in der „Silberlaube“ der Freien Universität, die als einzige Außenstelle in Berlin nur für Studierende zuständig ist, soll geschlossen werden, weil sie laut Geschäftsführung weder sozialversicherungspflichtige Jobs noch Arbeitslose vermittelt – die eigentlichen Aufgaben einer Arbeitsagentur. Für das Hochschulteam ist das nicht nachvollziehbar. Denn bei den vermittelten Jobs würden sehr wohl Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung sowie Steuern entrichtet. Nur eine Arbeitslosenversicherung falle nicht an. „Den wahren Grund für die Schließung nennt keiner“, sagt eine Mitarbeiterin.

Schon seit 1979 leistet das Hochschulteam wertvolle Arbeit: Jeden Monat vermittelt es 200 bis 300 Studierenden eine Beschäftigung. Meist sind das Teilzeit- oder Aushilfsjobs für Bürotätigkeiten, im Pflegebereich oder in der Gastronomie. Für Studierende, die ihr Geld in den Semesterferien verdienen, werden aber auch Vollzeitjobs angeboten. „Angesichts der Tatsache, dass 40 Prozent der Studierenden in Deutschland eine Beschäftigung ausüben müssen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ist die Zahl der vermittelten Studenten zufrieden stellend“, lautet die Bilanz von Hayuta Zaher, Sozialreferentin des Asta der FU. Auch sie lehnt die Schließung der Filiale ab: „Die Zweigstelle wirkt Arbeitslosigkeit entgegen. Gerade viele Studierende in der Abschlussphase oder mit migrantischem Hintergrund hätten sonst große Probleme, Jobs zu finden und somit ihr Studium zu beenden.“

Dabei soll die Arbeit laut Geschäftsführung bloß verlagert werden: „Die Einrichtung eines eigenen Teams wird die Dienstleistung für Akademiker verbessern“, betont Geschäftsführer Konrad Tack. Außerdem gebe es in den Räumen der Arbeitsagentur Süd an der Sonnenallee eine vorrangig für gewerbliche Tätigkeiten aktive Jobvermittlung, die allen Bewerbergruppen offen stünde – auch Studenten. „Handlungsleitend“ ist für Tack die Tatsache, dass „der zunehmende Kräftemangel eine Konzentration auf das Kerngeschäft verlangt – die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt“.

Die Vermittlung durch die Arbeitsagentur kostet ihre Kunden nichts – weder die Arbeitgeber noch die Studierenden. Somit ist das Hochschulteam nach Angaben des FU-Asta eine Alternative für all jene, die das Abrechnungsgeld für die „Heinzelmännchen“, die Arbeitsvermittlung des Studentenwerks an der FU, nicht aufbringen könnten oder aus anderen Gründen davon ausgeschlossen seien. Dass sich die Betreuten beim Hochschulteam gut aufgehoben und beraten fühlen, zeigt nach Ansicht des Asta auch die Tatsache, dass das Angebot nicht nur von Studierenden aller Berliner Universitäten und Fachhochschulen, sondern auch der Hochschulen in Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) genutzt werde.

Mehrere hundert Immatrikulierte haben bereits auf einer Unterschriftenliste gegen die geplante Schließung, die nach Aussagen der Filiale „nicht vor dem 30. Juni“ erfolgen soll, protestiert. Sollte sie dennoch erfolgen, würde dies bedeuten, dass die Arbeitsagentur künftig nicht mehr im Interesse der studentischen Nachwuchskräfte und uninah vermittelt. Die Studierendenvermittlung an der Technischen und der Humboldt-Universität existieren nämlich auch nicht mehr. CATHERINE KIMMLE