Kunst & Melancholie
: Fallende Blätter

Hajo Schiff

Kaum fallen die Blätter und es wird ungemütlich draußen, wachsen die Parallelwelten: Bemalte Bretterbuden und sogenannte „Fahrgeschäfte“ versprechen kurzen Spaß. In Fotografie und mit einer Toninstallation bietet Sabine Siegfried jahreszeitlich passend einen Blick auf und hinter die Kulissen solcher Vergnügungswelten, vor allem am Beispiel des Hamburger Doms. Westwerk, Admiralitätstraße 74, täglich (außer So, 2. 11.) 15–18, Sa + So 14–17 Uhr. Bis 9. 11. www.westwerk.org

Herbstliche Melancholie nicht wegfeiern, sondern dulden: Reinhold Engberding und sein eher sprachlich orientierter Partner Holger B. Nidden-Grien befassen sich mit dem Tod. Entwickelt aus persönlicher Erfahrung und einem Lehraufenthalt in den USA signalisiert ein Modell die Buchstaben D.E.A.T.H. nach dem Flaggenalphabet. Die symbolische Arbeit mit fünf weißen Hemden eines verstorbenen Verwandten ist mit wortspielerischen Gedichten kombiniert und zeigt die Hamburger Künstler als solche, die das Sterben als einen notwendigen Wandlungsprozess verstehen. Eröffnung: Mi, 5. 11., 19 Uhr (Einführung: Nora Sdun), Einstellungsraum e. V., Wandsbeker Chaussee 11, Do + Fr 17–20 Uhr. Bis 28. 11. www.einstellungsraum.de

Wenn die Natur denn gar nicht gefällt, bleibt der Versuch, sie neu zu gestalten. Akihiro Higuchi aus Tokyo bemalt düstere Nachtfalter mit hübschen Szenen und verwandelt gefährliche Käfer in edle, japanische Lackkunstwerke. Er lässt für Murmeltiere Pullover stricken oder aus Dinosaurierleder Handtaschen arbeiten. Eine derartig veränderte Natur braucht auch einen neuen Überbau: Higuchi verändert antiquarische religiöse Idole durch kleine Eingriffe, sodass sie sich über angebliche unüberwindbare Ideologien und Zeiten die Hand reichen. Eröffnung: Fr, 7. 11., 19 Uhr, Mikiko Sato Gallery, Klosterwall 13, Di–Fr 14–19, Sa 13–18 Uhr. Ausstellung bis 13. 12.

Hamburgs größtes Künstlerhaus kann dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern: 28 Ateliers und die Schreibwerkstatt „Writers’ Room“ sowie vier Tanzstudios, dazu das Süd-Nord Kontor GEPA, Uli Glaser Schmuckdesign, das Fighthouse und das Sardische Kulturzentrum bespielen auf 6.000 m[2]das ehemalige Gelände einer Dosenfabrik. Zum Jubiläum wird es offene Ateliers, eine Edition und zahlreiche Aktionen geben. Und am Samstag um 19 Uhr befasst sich eine weitere Ausgabe des genialen „Kunsthasserstammtischs“ von Jan Holtmann eher kritisch unter dem Titel „Generation Grapefruit“ mit den Insassen der Künstlerhäuser. 8./9. 11., 14–18 Uhr, „Dosenfabrik Hamburg“, Stresemannstraße 374