„Die Ministerin will den Plan unterstützen“

Schulplanerin Gaby Grimm von Hochtief will Frontalunterricht abschaffen – auch mit Hilfe neuer Architektur

Gaby Grimm, 42, ist Sozialwissenschaftlerin bei der Hochtief Construction. Sie hat vorher 15 Jahre lang Stadtteilarbeit in Essen gemacht.

taz: Frau Grimm, was ist die Zukunftsschule?

Gaby Grimm: Dazu muss ich ein bisschen ausholen. Ich habe 15 Jahre in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf gearbeitet. Und aus diesen Erfahrungen weiß ich, dass wir Bildung und Schule weiter denken müssen. Es geht um ein ganzheitliches Verständnis von Lebens- und Bildungsbiographien, darum die Lebensbereiche wieder zusammenzuführen. Es geht darum, einzelne Einrichtungen, beispielsweise Kitas, verschiedene Schulformen und Sozialeinrichtungen in dieses Konzept einzubinden.

Das Zusammenführen verschiedener Schulformen dürfte Ihnen die Landesregierung, die am dreigliedrigen Schulsystem festhält, allerdings schwer machen.

In Zusammenarbeit mit dem Schulministerium haben wir eine Lösung entwickelt. Um die Realschule neben der Grund- und Hauptschule vor Ort zu haben, diskutieren wir, dort eine Dependance einer bestehenden Realschule anzugliedern. Das ist möglich, so lange es eigenständige Schulen bleiben.

Sie arbeiten bei einem Baukonzern. Welche baulichen Besonderheiten hat die Zukunftsschule?

Die Klassenräume, wir sagen Lerngruppenräume dazu, werden rund 100 Quadratmeter groß sein. Bei der Raumplanung galt es zu berücksichtigen, dass wir wegkommen müssen vom Frontalunterricht. Es wird also in den Lerngruppenräumen abgeteilte „Ecken“ geben, in denen SchülerInnen individuell lernen können. Für die Planung haben wir uns mit Pädagogen, Architekten und anderen Beteiligten zusammen getan. Wir hatten dazu eine Konferenz mit insgesamt 98 Beteiligten.

Sie haben der Stadt Mülheim die Machbarkeitsstudie für die Schule geschenkt. Gibt es Widerstand gegen die Einmischung des Unternehmens in die Bildung der Schüler?

Eine solche Erfahrung habe ich dort nicht gemacht. Ein solches Projekt lebt in erster Linie von den Personen, die es tragen. Die Stadt hat den Vorteil, dass sie viele Leistungen im Rahmen des Pilotprojektes geschenkt bekommt. Bisher habe ich aus keinem der beteiligten Bereiche Vorbehalte mitbekommen.

Welche Vorteile hat ihr Unternehmen vom Projekt? Rentiert es sich für Sie?

Ich hoffe, wir schaffen eine schwarze Null. Es gibt natürlich auch andere Städte, die an dem Projekt interessiert sind, in NRW gucken alle auf Mülheim. Wir hoffen natürlich, später diesen Städten unsere Beratungsleistungen anbieten zu können.

INTERVIEW: ELMAR KOK