Laschet bleibt hetero

Der Auftakt zum EU-Jahr der Chancengleichheit findet in NRW ohne Lesben und Schwule statt. Die vom Familienministerium ausgeladenen ReferentInnen könnten schließlich auch als Gäste sprechen

VON GABRIELE BISCHOFF

Zum Thema Chancengleichheit verzichtet NRW auf die Beteiligung der lesbisch-schwulen Selbsthilfe. Zur Auftaktveranstaltung am 7. Mai 2007 in Köln waren neben der Landeskoordinatorin der Anti-Gewalt-Arbeit auch ReferentInnen der Schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit (SchLAu) NRW die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Lesben in NRW und des Schwulen Netzwerks NRW zu „Respekt und Anerkennung unterschiedlicher Lebensentwürfe“ eingeladen. Diese wurden nun telefonisch ausgeladen. Begründung: Die Auftaktveranstaltung diene dazu, Vorteile von Diversity für Arbeitswelt und Wirtschaft hervorzuheben.

Diversity ist ein Managementansatz, um Lebenssituationen wie Behinderungen, Migration, Alter – aber auch sexuelle Identität und Geschlecht – gleichberechtigt zu fördern.

„Wir können gar nicht anders, als diese Absage als politisch motivierte Diskriminierung gegen Lesben und Schwule zu begreifen“, sagt Steffen Schwab vom Schwulen Netzwerk NRW. „2005 wollte das Schulministerium das Handbuch ‚Mit Vielfalt umgehen‘ aus dem Unterricht verbannen, 2006 kürzte das Land die Mittel für Projekte gegen die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Lebensformen, und nun sollen wir vollends aus der Antidiskriminierungspolitik verschwinden.“ Ann Marie Krewer von der LAG Lesben ergänzt: „Das unterstreicht den schlechten Politik-Stil dieser Regierung.“

Im Projektantrag des Landes für den Auftakt zum EU-Jahr an das Bundesfamilienministerium wurde noch darauf hingewiesen, dass „mit NGOs zu allen Themen von Diskriminierungen kooperiert werde.“ Auf die Frage, wie lesbisch-schwule Themen ohne deren VertreterInnen dargestellt werden sollen, antwortete die Sprecherin von Familienminister Armin Laschet (CDU): „Als Gäste können sie das Thema sexuelle Orientierung einbringen.“ Einzelaspekten könne kein eigenes Panel gewidmet werden, da Schwerpunkte nachhaltiger wirkten.

Mit Dominic Frohn von SchLAu NRW wurde allerdings auch derjenige ausgeladen, der die aktuellsten Daten zum Thema „Gleichgeschlechtliche Lebensweisen am Arbeitsplatz“ vorlegen kann. Im Herbst 2006 hat Frohn für die Studie „Out im Office?!“ über 2.700 lesbische und schwule ArbeitnehmerInnen nach ihren Erfahrungen im Job befragt. Fast 60 Prozent der Befragten empfanden es schon einmal als notwendig, am Arbeitsplatz ihre Homosexualität zu verschweigen. JedeR Zehnte hat den Eindruck weniger Informationen zu erhalten oder aus der beruflichen Kommunikation ausgeschlossen zu sein. In den letzten zehn Jahren hat sich vieles verbessert, zeigt Frohns Studie. Dennoch erlebten heute fast 37 Prozent der lesbischen oder schwulen Beschäftigten, dass hinter ihrem Rücken Gerüchte und Lügen verbreitet werden.