Jukebox

Auf dem ewigen Kreuzzug gegen die Banalität

„New York’s finest crazy persons“ versammelten sich Halloween 1977 im Palladium zu New York, um Frank Zappa auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Entertainer zu erleben. Dabei wurde das Rohmaterial für einen Film „about people who do stuff that is not normal“ aufgenommen. Und ja, „normal“ war wirklich keine Kategorie für das Ensemble von Ausnahmemusikern, die da unter der rigiden künstlerischen Diktatur des schlaksigen Perfektionisten Zappa ihre Seele zu Markte trugen.

2003 auf DVD (Intercontinental Absurdities) wiederveröffentlicht, fesselt „Baby Snakes“ mit einer intimen Kameraführung, die den Zuschauer direkt Zappas Magie aussetzt. Während der dazugehörige Soundtrack von 1983 trotz Unterschlagung von mehr als zwei Dritteln des Konzerts immerhin noch als lohnendes „Best Of – Live“ durchgeht, erweckt der Film eine ganze künstlerische Epoche zum Leben. Die Sackgasse, in die die rebellische Attitüde der Counterculture geraten war, wird von Zappa durch Ironie zur Autobahn in den Himmel süffisanter Verweigerung. Seine avantgardistischen Klangexperimente zu den preisgekrönten Knetgummianimationen Bruce Bickfords, die Kommentare zur Warenförmigkeit der eigenen Kunst („Fuck Warner Brothers“) und der Belanglosigkeit zeitgenössischer Popkultur zeigen überaus unterhaltsam den Kampf eines Künstlers gegen die fortschreitende Banalisierung seiner Lebens- und Arbeitswelt. Die ständige Gratwanderung zwischen Unterhaltung und Belehrung des Publikums, gepaart mit dem riesenhaften Ego Frank Zappas und der überragenden musikalischen Leistung der Band ist ständige Herausforderung und Genuss für alle Beteiligten. Die Möglichkeit, diese und andere Zeugnisse des 1993 verstorbenen Zappa noch einmal auf sich wirken zu lassen gibt es jeden letzten Dienstag im Monat, ab 21 Uhr, in der Schöneberger Jansen Bar (Gotenstr. 71).

DANIÉL KRETSCHMAR